GEO – IRN 16.07.2018 Täbris

Meinen gestrigen Abend habe ich mit dem Endspiel der WM 2018 in Moskau,  mit einem Salatteller und sechs Chicken Wings ausklingen lassen. Das letzte Bier vor der Abstinenz im Iran durfte dabei nicht fehlen. Nach einer für mich unruhigen Nacht rollte ich den Hügel hinunter zur Grenze. Der erste kontrollierende Polizist an der Zufahrt hat mich durchgewunken. Bei der zweiten musste ich mit meinem Rad in eine Halle. Dort haben drei Personen meinen Reisepass bearbeitet. Die erste Frau ging mit meinenm Pass in einen Nebenraum. Nach zwei Minuten kam sie raus und gab ihm den zweiten Mann. Der ging in die Kabine, ich musste mich davor stellen, er scannte den Ausweis und machte einen Stempel rein. Der dritte machte die erste und die zweite Türe auf. Jetzt war ich ca. 600 Meter vom Iran entfernt. Langsam rollte ich durch das Niemandsland. Hier waren die beschlagnamten PKWS abgestellt. An der Brücke am Grenzfluss der erste Iranische Polizist. Er winkte mich mit den Worten „Willkommen im Iran“ durch. Vor der Passkontrolle in der Halle noch eine Kontrolle draußen. Zu ersten mal wurde der Pass in die Hände genommen und das VISA gesucht. Die letzte Passage war die eigentliche Einreise. Pass abgeben und wieder auf das Scannen warten. 5 Meter weiter der nächste Schalter. Jetzt wurde es interessant. Der Polizist tippte viele Daten aus dem Pass in den PC ein. Er fragte wo ich wohne, wie groß der Ort ist und welches die nächst größere Stadt ist. Er gab weiterhin Daten mit einem Finger in den PC ein. Jetzt fragte er nach dem Vornamen meines Vaters und den musste ich ihm auch noch auf Englisch buchstabieren. Diese Daten wurden auch schon bei der VISA Beantragung abgefragt. Wieder fleißiges Tippen. Danach der erhoffte Stempel. Jetzt noch das ganze Gepäck vom Rad und in den Scanner. Ich hatte Glück und musste nur eine Tasche auspacken. Er fragte mich was in der Alu Flasche ist. Er wollte wissen ob es Alkohol oder was zum trinken ist. Ich zeigte auf das Benzinsymbol und er war zufrieden. Öffnen brauchte ich die Flasche nicht. Jetzt alles wieder langsam auf das Rad und ich war durch. Vor mir und nach mir habe ich keine einreisenden Personen gesehen. In der nächste Halle wollte ich Geld am Automaten abheben und die letzen Dram tauschen. Das abheben ging mit keiner meiner Karten. Tauschen könnte ich zum richtigen Kurs, jedoch nicht in Rial sondern in eine andere Währung die weniger wert ist, hier aber auch noch angenommen wird. Das erste Mal beschissen. Habe ich jedoch erst gegen 17 Uhr gemerkt. Ein Fahrer sprach mich an wohin ich wollte. Ich sagte nach Täbris oder Jolfa. Kein Problem für 10 Dollar bringe ich dich nach Jolfa. Ich handelte noch zwei runter und es ging auch gleich los. Das Rad passte gerade so in den kleinen Wagen Iranischer Bauart auf die Hinterbank. Sitze umklappen war wegen des Gastanks nicht möglich. Er wollte es ja so. Die Schmiere auf dem Sitz meine ich. Geld macht eben doch Blind. Zwei Stunden später war ich dann nach einer ruhigen Fahrt durch die Berge immer an der Aserbaidschanischen Grenze entlang im Zentrum von Jolfa. Hier sprachen mich schon die nächste Traube von Männern lautstark an. Das ist hier normal so. Ein Redner übernahm das Gespräch und ich verhandelte den Preis nach Täbris. Den Fahrer kannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Auch sehr gut gelaufen. Er machte es für 13 Dollar. Rad wieder hinten auf dem Rücksitz. Mit geöffneten Fenster auf der Fahrerseite ging die Tür zu. Um 13.30 Uhr hat er mich am Stadtrand an einem riesigen Kreisverkehr rausgelassen. Ich wollte doch zum Bahnhof! Doch dafür wollte der Gauner 1 Dollar extra. Habe ich nicht gemacht. Die gestandenen Taxenfahrer dort sahen das Rad schon beim ausladen und mutierten zu kleinen Jungs. Sie halfen beim zusammenbauen und beim Gepäckaufladen. Dafür dürften zwei auch mal eine Runde mit dem beladen Rad drehen. Es war Männerparty angesagt. Sowas habe ich noch nicht gesehen. Mit kleinen Sachen Freude machen. Einer der Männer schrieb mir auf iranisch das Wort Bahnhof auf einen kleinen Zettel. Er zeigte mit die Ausfahrt am Kreisverkehr und meinte zwei mal links. Nur wann Links? Den Zettel habe ich vier mal rausgeholt. Dann war ich nach 12 Km glücklich am Bahnhof. Einfach fantastisch. Hier am Bahnhof das erste mal die Möglichkeit ins Internet zu gehen. Aber vorher noch an den Schalter und wegen der Verbindung nach Teheran fragen. Die Dame sprach ein gutes Englisch und schrieb mir alles auf. Also übermorgen um kurz vor 16 oder noch um 18 Uhr mit dem Nachtzug in der ersten Klasse nach Teheran für 1,20€! Das Rad muss beim Schaffner gezahlt werden. Kostet so wie ich gelesen habe 20 – 40 Cent. Jetzt in die Stadt und eine Bleibe suchen. Google Maps sagte 6 km geradeaus nach Osten in die Stadt. Ich fand ein Hotel für 16€ die Nacht. Hier bleibe ich jetzt zwei Nächte.
Zurück zur zweiten Autofahrt. Die Straße war wie immer aus der Stadt hinaus vierspurig und gut asphaltiert. Der Mittelstreifen war bepflanzt, gewässert und ca. 30 Meter breit. Am Straßenrand wieder die „Buden“ mit getrockneten Aprikosen, Fellen von Rind und Schaf, Nüssen und auch Töpferwaren waren heute dabei. Die grünen Flächen der Felder wurden allesamt bewässert. Hier wachsen Zucchinis, Auberginen und Kürbisse. Die Roller und Motorrad Fahrer sind alle ohne Helm unterwegs. Das Tempo wird hier an den neuralgischen Stellen durch hohe Bodenwellen reduziert. Das nervt zwar die Fahrer bringt aber richtig viel und kostet den Staat wenig. Den schnellen Fahrer beim aufsetzen mehr. Einen jungen Radler habe ich in Marand gesehen. Der arme.
Ich kann erkennen das die großen Gräben in der Ebene das ausgetrocknete Flussbett ist. Wenn es hier mal regnet müssen die Wassermasse aus den Bergen Flutartig hier unten ankommen. Der Müll wird dann gleich mit weggespült. Könnte hier sicher mal wieder regnen. Meine Lippen trocknen aus. Ich muss mich oft eincremen. Meine tolle Mütze habe ich im Hostel liegen lassen. Dafür gehe ich heute zur Strafe auf den größten Basar im Iran um eine neue zu besorgen. Bevor wir Jolfa verlassen muss der Fahrer noch ein Päckchen mitnehmen. Das bekommt er am Straßenrand gereicht. Die Übergabe funktioniert genau so. Nur mal kurz vorher angerufen. Der Stadtrand von Täbris ist mit Chemieanlagen gesäumt. Ebenso finden sich hier andere kleine Fabriken und Speditionen. Hier lese ich auch zu ersten Mal Teheran auf den Schildern. Den Nachmittag habe ich auf dem Basar und mit dem Versuch Geld abzuheben verbracht. Das war ja nichts. Einer sagte es kööönnnte in Teheran klappen. Ein paar Dollar habe ich ja noch. Morgen will ich den kostenfreien Hop on Hopp of Bus finden und mich wieder mal Fahren lassen. Mein Abendessen, ein Döner, kommt mir mit einem enormen Knoblauchduft immer wieder hoch. Das kann eine Nacht werden, ich störe ja keinen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Unterstütze uns mit deiner Spende

Kontoinhaber: Mukoviszidose Selbsthilfe e.V. Kassel
Sparkasse Waldeck-Frankenberg

IBAN: DE85 5235 0005 0000 1356 08
BIC: HELADEF1KOR

Verwendungszweck UNBEDINGT angeben: Freidurchatmen + Name des Einzahlers