E – 28.03.2019 O Burgo nach Santjago de Compostela

Mein erstes Zwischenziel bei dieser ersten Tour 2019 ist geschafft. Noch vor 12 Uhr bin ich nach langem Suchen in der hügeligen Stadt auf dem großen Platz vor der von vorne verschlossenen Catedrale angekommen.

Die Einfahrt nach Santjago de Compostella war so unspektakulär, das ich sogar mein Bild mit dem Ortsschild vergessen habe. Auf den letzten Metern Weg zur Kirche standen schon die Souvenierverkäufer an der Straße. Sie wurden von Straßenmusikern mit ihren Dudelsäcken, Flöten, Gitarren, Harfen und Quetschkomoden begleitet. Auch bei mir war heute das Fleisch willig jedoch der Geist schwach. So habe ich mir am Ende des Tages auch noch was „mitgebracht“. Nach der ersten Pause machte ich mich auf den Weg, um meine Pilgerurkunde zu holen. Den Ort musste ich erst einmal finden. Er war ca. 200 Meter vom Hauptplatz entfernt. Dort ging alles mit einer gewissen Gelassenheit, jedoch auch mit einem bürokratischen System von statten. Es waren drei Schalter besetzt und ich kam gleich dran. Nach der Ausweiskontrolle wurde das in Latein gehaltene Dokument mit einer entsprechenden Schrift mit Tinte ausgefüllt. Edel, edel. Jetzt hatte ich meine persönliche Pilgerurkunde und die war gratis. Ich durfte nur für die Transporthülle 2€ zahlen.

Jetzt auf zur Herbergssuche. Bei Booking.com fand ich ein Bett in einem acht Betten Zimmer für 12€. Die Herberge fand ich jedoch erst nach 45 Minuten beschwerlichem Suchen und nachdem ich im Geschäft mit der Hosteladresse nachgefragt hatte. Die freundliche Dame kannte das schon und schickte mich 200 Meter weiter zum richtigen Haus. 

Ich versuche jetzt mal zu beschreiben was mir nach 15 Minuten des Herunterfahrens und wieder zu mir kommens auf dem Platz alles aufgefallen ist. Fremde Menschen umarmen sich und küssen.  Die Gruppen entwickeln alle ihre eigene Dynamik. Sie stellen sich mit einem Bein auf das im Boden eingelassene Symbol, rufen lauthals ihren „Motivationsruf“ und werfen die Arme nach oben. 

Andere fallen auf den Boden und beten. Wieder andere küssen die Steinplatten. Es sind alle überglücklich und weinen zum Teil. Alle machen Fotos und Selfies. Sie klatschen sich gegenseitig ab und tanzen. 

Manche tagen ihre Landesfahnen am Körper oder am Rucksack. Ein weiterer Radler ist auch noch da. Es folgen im Laufe des Tages noch einige mehr.

Eine ältere Frau kniet vor der Treppe und betet laut schreiend die Hände zum Himmel gestreckt. Junge Frauen springen für das perfekte Foto mit angezogenen Beinen in die Luft.  Woher nehmen Sie noch die Kraft? Fleißige Weber versuchen mit kleinen Zettelchen ein Zimmer am Platz zu verkaufen. Und dieser Krach. Gegenüber der Kirche findet eine lautstarke Demonstration in den Arkaden statt. Ich weiß nicht worum es geht. Es nervt einfach nur. 

Viele organisierte Bettler jammern laut vor sich hin. Immer wieder kommen neue Pilgergrüppchen an. Viele sind auch alleine und in sich gekehrt. Die Köpfe der Pilger sind rot und die Beine und Glieder schmerzen. Man hilft sich gegenseitig die Krämpfe aus den Muskeln der Beine  zu ziehen. Die Rücken sind von dem schweren Rucksack verschwitzt. Die Pilger teilen sich jetzt in zwei Gruppen auf. Die einen, die in der Sonne bleiben.  Die anderen, die sich in den kühlen Schatten flüchten. Gegenseitig wird sich beklatscht. Selbst auf Krücken gestützt kommt ein Pilger langsam angelaufen.  Es ist teilweise nicht in Worte zu fassen, was Menschen auf sich nehmen. Eine junge Frau vor mir weint schon eine halbe Stunde vor Schmerzen. Sie hat Blasen an den Fersen und kann nicht mehr. Auf die Stöcke gestürzt humpeln ein paar Mädchen für das Foto in die Mitte des Platzes. Gemein sind die Treppenstufen auf der anderen Seite der Kirche am Nebeneingang. Diese muss man nehmen, um in die Kirche zu kommen. Das tut nochmal so richtig in den Beinen weg. Bei mir im übrigen auch. In der Kirche habe ich meine obligatorischen Kerzen angezündet.

Es gelang mir jedoch nicht die Ruhe und Einkehr zu finden, die ich suchte. Der Grund war einfach, das die Kirche von innen restauriert wird und es keine Sitz- und Ruhemöglichkeiten gibt. Wie gesagt, ich habe versucht das heutige Geschehen zu beschreiben. Es ist mir jedoch nur am Rande gelungen. Solche Situationen und Momente im Leben muss jeder selbst erleben und gesehen haben.

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