GEO – ARM 12.07.2018 Tiblisi nach Jerewan

Heute morgen schwer aus dem weichen Bett gekommen. Aller Guten Dinge sind zwei und so bin ich gleich am Morgen, noch ohne Frühstück und Kaffee im Bauch, erneut zum Bahnhof geradelt. Da war ich wohl ein wenig zu schnell unterwegs. Bald meldete sich das Gehirn mit ein Schwindel und schwarzen Sternen im Kopf. Also ab jetzt ganz langsam. Am Schalter in der 4. Etage zig ich wiederum mein Ticket und kam auch sofort dran. Das gleiche Prozedere wie gestern. Gewünschten Zug genannt und nach der Radmitnahme gefragt. „Bitte gehen Sie zum gelben Telefon und rufen die 1331 an. Dort kann man es Ihnen sagen. „Ja ein Ticket in der dritten Klasse ist kein Problem. Das Rad müssen Sie mit dem Schaffner vor Ort klären. Sie müssen aber auch einen Fahrschein für das Rad kaufen.“ Auf Deutsch heißt das für mich. Für den Nachtzug um 22.15 Uhr zwei Tickets kaufen, kein Hotelzimmer buchen und ggf. Hundemüde und kaputt am Bahnsteig stehen bleiben. Nein, mache ich nicht. Das Telefonat hat ein Umtriebiger Georgier mitbekommen. Er sagte das es die Möglichkeit nach Jerewan zu kommen mit der Matruschka um 11 Uhr für 24€ mit Rad gibt. Er brachte mich nach unten zum Fahrer und wir waren uns schnell einig. Zurück zum Hotel und die Packtaschen holen. Dazwischen noch eine Kleinigkeit essen das ganze recht langsam. Ich hatte noch fast 2 Std bis zur Abfahrt Zeit. Erneut am Bulli angekommen konnte ich in aller Ruhe das Rad vorbereiten. Vorderrad raus und Lenker gerade stellen. So passte es genau hinter die letzten Sitze rein. Dann noch Getränke und was zu essen besorgen. Kurz vor 11 Uhr ging es los. Noch an einem Hostel vorbei und einen jungen Amerikaner mitnehmen. Dann vor der Autobahn noch ein 10 Minuten Stopp. Hier waren auch keine weiteren Passagiere mehr. Also nur zu dritt nach Jerewan. Die Fahrt ging erst auf einer gut ausgebauten Autobahn zügig voran. Vorbei an den kargen Bergen und auf der anderen Seite den teilweise stark heruntergekommenen Vorstadtsiedlungen. In den Hochhäusern sind die oberen Etagen schon am einfallen und ohne Fenster darunter wohnen noch Menschen. Unfassbar. Es dauert das zu begreifen. Was 10 KM so ausmachen können. Auch hier wird gefahren wie es gerade passt. Rechts überholen kein Problem, durchgezogene Linie existiert nicht. Kann der Fahrer ja auch nicht so richtig durch die auf der Fahrerseite drei mal gebrochen Windschutzscheibe sehen.

Die ersten Schlaglöcher habe ich gar nicht so wahrgenommen. Später wurden die soviel das die Wagen auf beiden Seiten der Straße jeweils die Spuren wechselten. Schon ein komisches Gefühl wenn ein LKW auf der eigenen Spur langsam auf einen Zukommt. Irgendwann habe ich mich an der Beifahrertüre festgehalten und immer öfter kräftig mitgebremmst. Ich weiss jetzt das beim überholen ein Handbreit Abstand reicht. Alles eine Sache der guten Nerven oder des guten Gefühls. Dann war da noch das Schild „Straße gesperrt – Durchfahren verboten“ Schon weit vor der Passage in großer Schrift und mit großen Symbolen angebracht. Georgi fährt die Tour ja täglich und weist Bescheid. Nach vielen Kilometern war die Straße mit Flatterband abgesperrt und ein Mitarbeiter SOLLTE hier keinen durchlassen. Jetzt lief Georgi zur Furie auf. Keine Ahnung was er dem Mitarbeiter zuschrie und ihn wohl auch beschimpfte es half. Wir könnten Passieren. Noch hatten wir keine Ahnung was alles auf uns zukommt!! Nach 100 Metern war die Straße weggefräst und wir fuhren auf Schotter. Später gab es nur noch eine Spur und ein LKW kam auf und zu. Danach wieder zwei Spuren mit Löchern die einen Kleinwagen verschwinden lassen. Das ist jetzt wirklich nicht übertrieben. Eine weitere Absperrung vor einem Tunnel. Warten, warten. Bis Georgi wieder laut wurde. Wir durften nach einem Polizeiwagen fahren. In einen unbeleuchteten Tunnel mit einem Bagger in der Mitte der den Boden aufhämmert. Daneben der bearbeitetet Boden mit den mehr als faustgroßen Steinen und den entsprechenden Löchern. Hoppel, Hoppel Kasimir gut das es nicht mein Wagen ist. Wir sind mit Gegenverkehr durchgekommen. Mal schauen ob die Bilder das wiedergeben können.


Ich habe mich nicht wohl gefühlt und beschlossen meinen bevorstehenden Tunnel nicht mit dem Rad zu meistern. Die Fahrbahn wurde immer wieder von Katastrophal bis sehr schlecht. Einmal kam eine feine Asphaltstraße und ich hob den Daumen zum Fahrer hoch. Er grinste nur und zeigte den Daumen runter. Es ging also noch fast 30 km in Armenien so weiter. Die vorherige Passage der Grenze war ohne Probleme und für mich heute nicht besonders erwähnenswert. Irgendwann waren wir in Vansador. Hier hatte ich geplant aus dem Zug auszusteigen und die folgenden steilen, nächsten 35 KM zu radeln. Gut das ich es nicht so gemacht habe. Meine Tour geht auch auf dieser Straße entlang. Die Steigungen ziehen sich Serpentinen artig nach oben. Die Rampenartige Straße führt und auf 2090 MÜNN. Der Verkehr nahm zu. Es waren bei geöffneten Fenster 38 Grad im Auto. Der leichte Wind macht später die Hotel suche nicht angenehmer. Später in Jerewan auf dem Parkplatz fast 43 Grad bei bewölktem Himmel. Die Hitze macht mich fertig. Ohne Bewegung habe ich heute 3 L Wasser und 1 L Cola getrunken. Armenien ist im Vergleich zu Georgien sehr viel grüner. Auf den fernen Bergen ist der Schnee auf den Gipfeln zu sehen. Hier unten wird gerade die Heuernte mit den für uns alten Maschinen eingeholt. Alle aus der Familie helfen mit. Am Straßenrand stehen die geernteten Früchte auf kleinen Tischchen zum Verkauf. Pfirsich, Aprikosen, Beeren aller Art und auch der Georgisch Honig stehen am Straßenrand. Vereinzelt sind auch Schnittblumen zu sehen. Da wir Platz haben wurden auch immer mal eine Anhalterin mitgenommen. Die erste nur eine Baustelle, ca 10 Km lang. Die andere mit nach Jerewan. Der Vater gab Georgi 1000 Georgische Dram. Das sind 1.77 € für die letzten ca 60 Km. Im noch so kleinsten Dorf gibt es Boxen zum Autowaschen. Diese werden gerne von den Fahren genutzt. Ich denke ein Auto ist schon ein Statussymbol für die Männer. Auf den Kennzeichen der Oberklasse Wagen konnte ich an der Nummernschilder und Halterung nicht nur einmal ein deutsches Autohaus erkennen. Georgi hat auch gerne Telefoniert. Das war aber eher ein Anschreien als ein Gespräch. Ich möchte nicht wissen wie es sich anhört wenn seine Frau ihm mal sagt das er was zum Essen einkaufen soll …. Georgi füllt sich seine Wasserflasche am Brunnen oder einer eingefassten Quelle am Straßenrand auf. Ich hoffe nur das die vielen Kühe und Bullen nicht auch aus dem erfrischenden Kral trinken. Die Tiere sind jederzeit auf der Straße zu finden. Gemütlich laufen sie über die Straße und käuen behäbig wider. Georgi hatte sich um den linken Arm ein Handtuch gewickelt. An der Wasserstelle konnte ich sehen das er es sich mit dem kühlen Nass tränkte und dann wieder um den Arm wickelte. Auch eine Art die fehlende Klimaanlage auszugleichen.
Es gibt hier an dieser Stelle noch viel mehr zu erzählen. Meine Notizen nehme ich später nochmal zur Hand und ich erzähle euch die Geschichten in den nächsten Tagen.
Hier ist es jetzt kurz vor 21 Uhr und ich freue mich das die Sonne endlich untergeht.

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