D – 16.11.2014 Varel nach Blexen

Die Strecke von Varel nach Nordenham ist zwischen 40 und 60 KM lang. Je Nachdem ob die Tour am Deich entlang oder durch die „Wisch“ das sind die kleinen Straßen die die verschiedenen kleinen ortschaften und Gehöfte miteinander verbinden geradelt wird. Es macht keinen Sinn einen nicht für Radler ausgeschilderte Straße zu fahren. Meist enden diese Wege abrupt und vor einem unpassierbar Wassergraben. Für die 45 KM benötigte ich heute bei starkem Gegenwind fast 3 Stunden. Am Nachmittag, ich hatte meine Herberge schon bezogen begann es auch noch stark zu regnen. Morgen liegen auf der weiteren Strecke zwei Überfahrten mit der Fähre. Schaffe ich diese jeweils pünktlich ist das Tagesziel morgen zu erreichen. Anbei noch ein paar Infos über den Lokalsport „Boßeln“.

Boßeln wird auch als Klootschießen bezeichnet, auch wenn sich diese beiden verschiedenen Sportarten nur am Rande ähneln ist es eine Sportart, die in unterschiedlichen Formen in weiten Teilen Europas mit viel Freude  gespielt wird. Ziel des Spiels ist es, eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu werfen.
Boßeln wird in vielen Varianten auf freien Flächen (Felder, Wiesen), öffentlichen Straßen und befestigten Wegen gespielt. Ursprünglich ist Boßeln eine Mannschaftssportart die von zwei Mannschaften mit maximal 4 Gruppen zu je 4 Personen gespielt wird. Die Werfer wärmen sich mit einigen Würfen unter anderem mit den hiesigen alkoholischen Getränken auf, bevor es losgeht. Warme Kleidung und gemütliche Schuhe sind unabdingbar, denn die Wurfstrecke geht über 8 km und die Spieldauer beträgt so um die 2 Stunden. Der Gastgeber wird auch Rispel genannt und macht den Anwurf, danach wird abwechselnd geworfen. Jeder Werfer setzt mit seinem Wurf an dem Landepunkt des Vorwerfers seiner Mannschaft an. Das Ziel ist es, die Boßelstrecke mit möglichst wenigen Würfen zu bewältigen, dabei gibt es drei Wurfarten: „Liek ut Hand“, „över d´ Finger“ und „över d´ Duum“. Durch diese Wurftechniken lässt sich die Richtung, in der die Kugel rollt bestimmen, aber auch die Straßenrillen und Spurrinnen können den Wurf beeinflussen.
Der Friesische Klootschießverband (KBV) hat in einem seiner Satzungspunkte von 1902 festgelegt die friesischen Sitten und Bräuche sowie die plattdeutsche Muttersprache aufrecht zu erhalten, daher sind die Vereinsnamen und zahlreiche Ausdrücke beim Boßelsport „auf platt“. Entlang der Boßelstrecke liegen viele Felder und Bauernhöfe. . In der Gaststätte an der Hauptstraße trifft man sich noch einmal auf einen „Klönsnack“ und bespricht das schon lange wieder vergessene Spiel.
Das Straßenboßeln entwickelte sich in Norden schon im 17. Jahrhundert. Es nahm an Beliebtheit schnell zu, da es einfacher zu spielen war als das Klootschießen mit seiner technisch anspruchsvollen Wurftechnik. Zum Freizeit- und Breitensport wurde das Boßeln aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In Ostfriesland und im Oldenburger Land wird mit Gummi- und Kunststoffkugeln geworfen, die zwischen 8,5  und 12 Zentimeter im Durchschnitt groß sind. Die Kunststoffkugel heißt dort auch Holz, weil sie im Wettbewerb den früher üblichen Pockholter, eine Boßel aus dem harten Holz des Guajak-Baumes, abgelöst hat.
Zur Grundausstattung einer Boßelmannschaft zählt neben den Kugeln unbedingt ein Klootsoeker der dazu dient, Kugeln aus wasserführenden Straßengräben zu fischen. Er besteht aus einem Korb, an dem ein langer Stiel befestigt ist.
Beim Boßelwurf wird der Arm im Laufen zunächst nach hinten bewegt und anschließend unter der Hand mit einer schnellen Bewegung wieder nach vorne geschnellt, um die Boßelkugel mit einer hohen Geschwindigkeit loszulassen. Dabei kommt es darauf an, die Flugbahn nicht zu steil werden zu lassen, damit die Kugel nach der Landung auf der Straße noch möglichst weit rollt. Durch verschiedene Techniken beim Abwerfen kann der Boßler der Kugel einen Drall mitgeben, der es möglich macht, um eine Kurve zu werfen. Auf geraden Strecken mit geeignetem Untergrund können Spitzen-Boßler mit der Gummikugel problemlos Weiten von 200 Metern mit einem Wurf erzielen.

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