H – 25.03.2013 Budapest nach Apostag (EV6)

Aus meinem Zimmer werfe ich eine letzten Blick auf den imposanten Burgberg auf der gegenüber liegenden Donauseite in Budapest. Nur ca 500 m trennen mich vom Donauradweg, oder auch Eurovelo 6. Ich fahre mal so, mal so die Route. Geradeso, wie es mir Spaß macht. Nur keine festen Ziele und keine Routen mehr vorplanen. Im Bikeline Radführer steht: „Möchten Sie sich die Ausfahrt aus Budapest in dem extremen Verkehr ersparen, fahren Sie einfach von Bahnhof Köpanya-Kispest aus mit der Bahn bis Kiskunlachaza. Abfahrten stündlich, Fahrzeit ca. eine Stunde, Fahrradmitnahme möglich. Von hier geht es dann bis nach Rackeve zur Hauptroute.“ Warum habe ich das so nicht gemacht? Ist das Kilometerfressen den so wichtig? Es ging am Anfang wirklich durch die große und lebendige Stadt, mit all seinen roten Ampeln, Baustellen und mal mehr mal weniger ausgebauten Radwegen. Kurz nach der Stadt der Erste, ich nenne ihn mal: Feldweg. Radfahren stelle ich mir anders vor. Es geht den Damm entlang. Auch nicht schön nur auf der Graßnarbe zu fahren. Langweilig ist die Strecke dazu auch noch. Irgendwann wird es mir zu anstrengend. Ich wechsle auf die Straße. Da es keine Schilder gibt, auch nicht gerade so prickelnd. Ich frage eine Mutter mit Kinderwagen nach dem Weg. Schnell merke ich, dass sie mich meinem Ziel nicht näherbringt. Ein Rennradfahrer kommt dazu. Gott sei Dank! Er spricht deutsch und kennt sich aus. Er freut sich deutsch zu sprechen und erklärt mir den Weg in allen Details. Ich muss mir nur merken: an der gelben Kirche nach links, und dann nach Rackeve, dort über die Brücke und dann rechts. Fünf Kilometer vor Rackeve kommt er mir wieder entgegen, strahlt über die wenig sichtbarten Backen, und ruft mir laut mit voller Freude zu. Heute habe ich schon einem Mitmenschen eine Freude gemacht.
Ein gutes Gefühl. Wen habt ihr, liebe Leser, heute eine Freude gemacht?
Ab hier geht es wieder den Damm entlang. Nicht zu fahren. Jetzt kommt eine Nebenstaße direkt an der Donau entlang. Sie ist eigentlich die Zufahrtsstraße für die kleinen Ferienhäuser am Donauufer. Der Ausblick ist unbeschreiblich. Wer kann sich die teilweise nach deutschen Vorbildern gebauten Häuser leisten?
Die Straße wird holpriger. Nur Schmerz und Pein. Um 14h setzt leichter Schneefall ein. Nichts Dramatisches. Hatte ich diese Jahr ja schon mal. Ich wechsle auf die Straße Nr 51. So ein Mist aber auch, dass die für Radfahrer gesperrt ist. Ich bemerke ganz unabsichtlich die Schilder nicht. Komme mit 20KMH gut voran. Nach dem dritten Anhuben und knapp an mir vorbeifahrenden PKWs im mittlerweile starkem Schneefall, verlasse ich die Straße bei Dunavecse. Hier frage ich in einem Kiosk nach dem Weg. Na was glaubt Ihr? Konnte man(n)/frau mir helfen? Richtig!- Selbst ist der Mann.
Mein Kompass zeigt mit die grobe Richtung. Ich fahre/schiebe nach Apostag. Vorbei an einem Bauwagen. Davor zwei angekettete und ein freilaufender Hund. Laut bellend machen die Hunde den Besitzer auf mich aufmerksam. Er schaut aus der Tür und ruft mir was zu. Ich verstehe es nicht. Ist vielleicht auch besser so. Deutlich wird an dieser Stelle wieder die Armut sichtbar. Europa und solch große Unterschiede. Das gibt es sicher auch bei uns Zuhause. Nur wir sehen es nicht oder wollen es nicht sehen. Die letzten paar Hundertmeter nach Apostag schiebe ich im starken Schneefall über einen matschigen zugeschneiten Feldweg. Hier warte ich, nachdem ich eine Bushaltestelle gefunden habe, auf einen Bus. Nach 90 Min hat mich auch der letzte der fünf Busfahrer nicht mitgenommen. Angeblich wegen dem Rad. Die wollten doch nur Ihre Busse nicht schmutzig machen. Innerlich koche ich. Äußerlich klappern mir die Zähne und die Beine zittern durch die Kälte. Der letzte Tropfen Tee ist aufgebraucht. Was bin ich stinkesauer! Mittlerweile kommt der Winterdienst aus den Dorf, um mit Schneeschiebern die Gehwege und Haltestellen freizuräumen. Einer versteht mich und sagt mir auf meine Frage nach einem Zimmer mit Händen und Füßen: “2 Km Gummi und Hotel“. Dort mit viel rutschen und schlingern angekommen, blockiert die letzten 100 Meter davor mein Hinterrad. Na Toll. Hoffendlich gibt es hier ein Zimmer! Gerade noch vor Ladenschluss, es ist jetzt so 17.50, treffe ich eine Dame und zwei Herren im Verkaufsraum des Reifengeschäftes an. Die Dame spricht englisch und bietet mir, wohl aus Mittleid, ein Zimmer an. Ich bekomme auch noch ein warmes Abendessen und etwas zu Trinken, für 24 €, dazu. Jetzt sitze ich in meinem Zimmer, ohne TV – Radio – DU – WC und bemerke beim Schreiben des Textes, dass die Heizung auch noch aus geht. Na dann Gute Nacht. Statistische Daten in der “Motivationstabelle“ nach meiner Rückkehr.
Morgen: “Plan B, Mit dem Zug raus aus dem Schnee“.

So  hat es aufgehört

So hat es aufgehört

Hier wollte ich in irgend EINEN Bus

Hier wollte ich in irgend EINEN Bus

So unscheinbar hat es begonnen

So unscheinbar hat es begonnen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Unterstütze uns mit deiner Spende

Kontoinhaber: Mukoviszidose Selbsthilfe e.V. Kassel
Sparkasse Waldeck-Frankenberg

IBAN: DE85 5235 0005 0000 1356 08
BIC: HELADEF1KOR

Verwendungszweck UNBEDINGT angeben: Freidurchatmen + Name des Einzahlers