H – SRB – HRV 27.03.2013 Baja nach Sombor (EV6)

Es gibt ja an einem jeden Tag etwas Gutes.
Gestern war es der Rezeptionist, der noch im Vergleich mit seinen Servicemitarbeitern, kundenorientiert handelte. Die beiden, einer hatte sich nicht einmal die Arbeitsuniform angezogen, waren so etwas von desorganisiert, ach lassen wir die Floskel, die waren nur noch faul. Ich fragte ihn nach einer Zugverbindung von Baja nach Vucovar. Er bat mich um etwas Zeit, um die Verbindung für mich zu bekommen. Gerne! Alle Zeit der Welt – bis zum nächsten Morgen denke ich mit. Schnell kommt er mit meinen Infos zurück. Sauber aufgeschrieben auf einem A6 Zettel. Kurzfassung: Fünf Mal umsteigen. Über Budapest. Dauer: bis zum nächsten Tag um 4.45h. Da bin ICH mit meinem Rad fast schneller.
Bis hierher war der Anfang gestern Abend noch geschrieben. Der restliche Teil des heutigen Tages war bis vor 10 Min fertig gewesen. Ich kann nur sagen er war gut. Beim Korrekturlesen die falsche Taste gedrückt. Alles futsch.
Es ist jetzt 19h und ich beginne aufs Neue zu schreiben. Heute morgen an diesem nebligen Tag gut gefrühstückt und sehr gut gelaunt in den Tag gestartet. Baja hat mir so gut gefallen, dass ich noch eine Stadtbesichtigung eingeschoben habe. Satte 90 Min habe ich gebraucht, um auf meine Straße Nr 51 zu kommen. Ich habe alte und junge Frauen und Männer gefragt. Alle schickten mich in eine anderer Richtung. Ein Fahrschullehrer erklärte mir den Weg dann doch so, dass er mich auf die Zielstraße führte. Mein Ziel für heute ist Sombor. Grobe Richtung Mahacs kurz davor links in südlicher Richtung ab. Endlich auf der Staße angekommen, komme ich auch zügig mit einem leichten Schiebewind vorran. Vorbei an weitläufigen, schneebedeckten Feldern. Rechts von mir sind landwirtschaftliche Gebäude. Sie stehen auf einer Fläche von ca drei Fußballfeldern. Mitten drin eine kleine Kapelle. Das Schild “Wildwechsel“ hat hier in dieser Gegend noch seine berechtigte Bedeutung. Mehrmals überqueren Rehe und Hasen die Fahrbahn. Auch die Rebhühner und Fasane sind hier zu Hauf zu finden. Mir läuft beim Strampeln das Wasser im Mund zusammen…
Die übergroßen Fahrzeuge für die Feldarbeit in Ungarn sind zum Teil mit Ketten ausgerüstet. Gegen 13h komme ich zum Grenzübergang, Backi Breg, nach Serbien. Wie alle anderen darf ich mich hinten an der kleinen Schlange anstellen. Einer der Grenzbediensteten kommt neugierig auf mich zu. Auf seinem Namensschild kann ich seinen Vornamen lesen: Robert. Genau wie mein Name. Ich spreche ihn auf unsere Gemeinsamkeit in Deutsch an. Er antwortet in Deutsch. Wir quatschen über den ungarischen Frühling, der in diesem Jahr ein Winter ist, über mein Rad mit dem Rahmen aus Stahl und über mein Reiseziel Bukarest. Er sagt “Komm mal mit zu meiner Kollegin“ und lotst mich an der Schlange vorbei. Angela,die Kollegin, schaut auf meinen Personalausweis und winkt mich freundlich durch. Die Schlange wird im Übrigen durch einen alten OPEL mit einen Saisonkennzeichen aus meinem Heimatland mit dem Buchstaben “L“ ausgelöst. 100 Meter weiter Serbien. Die Mitarbeiterin ist mit ihrem Mobilphone beschäftigt und scannt mein Dokument nebenbei. Ein Nicken signalisiert mir die Weiterfahrt. Ein sichtbares Zeichen eines Grenzübertrittes ist der wechselnde Straßenbelag. Anfangs wird er schlechter, nach wenigen Kilometern besser. In Bezan mache ich eine kleine Pause. Am Straßenrand befindet sich in einem Gebäude ein Fischgeschäft, ein Imbiss und eine Kneipe. Hier bin ich jetzt. Ich gönne mit zwei Kaffee. Während meines Aufenthaltes bekommt der Fischladen eine Lieferung von Karpfen. Alles Prachtexemplare von ca 1.5 kg Gewicht. Was ich alles damit machen könnte…. Grobgeschätzt werden hier 300 KG, frische Karpfen, ausgeladen. Nebenan kann das Gemetzel beginnen. Für meine zwei Kaffee bezahle ich 1 €. Das Wechselgeld bekomme ich in Landeswährung zurück. Jetzt bin ich ein reicher Mann. Weiter geht es an einer nur wenig befahrenen Straße nach Bezan und danach erreiche ich das Tagesziel Sombor. Mein erstes Ziel ist der Bahnhof. Auf meine Frage nach einer Verbindung nach Vukovar bekomme ich die Auskunft, dass es mit dem Rad nicht möglich ist. Ich hoffe, dass es in Rumänien einfacher ist… Erst grüble ich noch, ob ich bis nach Apatin weiter fahre. Mein Körper stimmt ab. Zwei kalte Füße gegen einen Verstand. Zwei zu eins. Die Füße haben gewonnen. Im Hotel Internal sind zwar die Türen auf, das Licht aus, jedoch die Umzugskartons gepackt. Auf mein Klingeln kommt der Hausdrachen aus einem Nebenraum. “Hier gibt es kein Zimmer mehr“ ist die Antwort. Die Frage habe ich doch noch gar nicht gestellt! „Egal wohin du jetzt ziehst – nur weit weg von hier, ja auch von dieser Welt!“ denke ich mir und verlasse das Gebäude. Ein Passant empfiehlt mir die “Vila Kronic“ 3 km außerhalb. Gar nicht meine Richtung aber was soll es. Dort, ohne Umwege angekommen, werde ich freundlich empfangen. Für das Zimmer, das Frühstück und den Platz für das Rad zahle ich 20€. Heute bin ich 113 km in 6.07 h geradelt, macht einen Schnitt von 18.3kmh. Es ging 74m hoch und 93m runter. Also eigentlich immer geradeaus.
Morgen möchte ich in Vukovar sein. Der erste Weg geht dort zum Bahnhof. Mal schauen was in Kroatien möglich ist. Durch den Wintereinbruch habe ich fast 200 KM von meinem Endziel verloren.
Bis morgen. Jetzt 21.00h- ich gehe schafen.

2 Antworten zu “H – SRB – HRV 27.03.2013 Baja nach Sombor (EV6)”

  1. Hallo Robert,

    durch Zufall bin ich auf deinen Blog gestoßen. Im Radreise-Forum, das ich jeden Tag lese, ist dein Bericht unter Tests einegordnet- und dort schaue ich normalerweise gar nicht hin. Wenn du ihn unter Reiseberichte mit einem aussagekräftigen Betreff geschrieben hättest, hätten wir uns am Sonntagabend in Budapest treffen können und ich hätte dir einige Tipps geben können, Möglichkeiten aus Budapest rauszukommen, den nicht mehr verkehrenden Zug nach Dunapataj u.ä. m.

    Da du auf einem Bild auch dein Rad mit abgebildet hast, bin ich mir nun sicher, was ich zuerst nur vermutet hatte. : Am Montagmorgen haben wir uns in Budapest auf dem Donauradweg kurz vor der letzten Straßenbrücke (Höhe Nationaltheater) kurz unterhalten. Leider musste ich in meine Schule, sonst hätte ich dich gern aus der Stadt hinausbegleitet.

    Ich habe dann oft an dich gedacht, als die Nachrichten vom Schneefall hörte und sah, der zuerst Südungarn erreicht hatte. Da war es in Budapest noch trocken.
    Und du bist voll in Richtung Mistwetter gefahren. Ich hoffe für dich, dass nun endlich der Winter zu Ende geht, und dass du trotz aller Missgeschicke eine gute Weiterfahrt hast.

    Ich werde nun deine Blog verfolgen, denn den Donauradweg kenne ich zwar von Donaueschingen bis Budapest in mehreren Varianten, aber in südlicher Richtung nur bis Apostag. Irgendwann werde ich das auch noch durchziehen.

    Viele Grüße, ein angenehmes Osterfest und eine glückliche Reise!

    Martin

    • Hallo Martin,

      es war eine angenehme, wenn auch kurze, Unterhaltung mit dir.
      Deine Wegebeschreibung, raus aus Budapest, war ideal.
      Das Wetter hatt mit die folgenden Tage noch ziemlich zugesetzt.
      Für mich ist wichtig ohne Schaden an einem Ziel anzukommen.
      Wo, ist ersteinmal zweitrangig.
      Im nächsten Jahr geht es ab Bucaresti weiter bis nach Istanbul.
      Ich freue mich schon darauf.
      Falls du mal in Kassel bist melde dich.

      Dir immer genügend Luft in den Reifen – Robert

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