SRB 30.03.2013 Belgrad nach Bela Crkva (EV6)

BELGRAD. BELGRAD. Was sagt uns der Name der serbischen Hauptstadt? Ich habe noch die Meldungen aus der hart umkämpften Stadt aus der 20h Tagesschau im Kopf. Nicht etwa im Hinterkopf, nein ganz präsent. Die Anreise in die Stadt mit dem Zug, einem bedeuteten Knotenpunkt für Zugreisende in den Balkan, hat mich schon auf die Stadt eingestellt. Am heutigen sehr frühen Morgen plätschert der angekündigte Regen an mein undichtes Fenster. So werden meine Socken nicht trocken. Dabei habe ich ja mehrere. Die Skisocken aus Linz, die selbstgestrickten Socken der Mutter und die von der Schwiegermutter. Es ist Ostersamstag. Welche ich anziehe bleibt mein Geheimnis. Den Regen in der Nacht habe ich mir gewünscht. Tagsüber will ich ihn nicht erleben. Ich verlasse das Hotel “Bristol“ gegen 8.30h. Bis zu einem Park in der Nähe des Bahnhofes schiebe ich. Dabei genieße ich die warme und klare Luft. In der Parkanlage frage ich zwei, noch sehr junge, Polizisten nach dem Weg zur Brücke, die mich über die Donau bringt. Zwei KM in die Richtung ist Ihre Antwort, nach reichlichem Studium meiner Karte. Mein GPS Gerät habe ich gestern Abend wieder verstellt. Die Daten im Display sind für Sportler nicht jedoch für mich. Egal die KM Anzeige ist eingestellt. Los geht’s. Nach zwei KM noch nichts von der Straße zu sehen. Ich frage wieder einen Polizisten, der die geparkten Polizeiautos bewacht, nach dem Weg. Er schickt mich wieder zurück! Also back to the roots. Etwa in Höhe des Bahnhofs spricht mich ein deutscher Student an. Er liest die Infos auf meiner Jacke und findet es ganz toll, was ich da so unternehme. Er ist auf dem Weg mit dem Zug in die Türkei nach Antalia. Am Mittwoch soll er dort sein, um eine Exkursion seiner Uni zu begleiten. Er hat die Anreise mit dem Zug gewählt. So treffen sich weit ab von Zuhause zwei deutsche Reisende. Die Staßen in Bukarest sind entweder Einbahn- oder Schnellstraßen. Oft gehen sie auch durch Tunnel. Immer bergauf und bergab. Ich traue mich nicht durch den nächsten Tunnel zu fahren und nehme wieder, ohne beim Aussteigen danach zu fragen was es kostet, den Bus. Es sind ca 5KM nach meiner Karte. Der Bus Nr. 16 ist voll. Mir egal. Nur bis zur Brücke bin ich bei euch. Ich frage zwei junge Männer wie weit es ist. Sie sagen noch drei Stationen. Wirklich wahr. Von Weitem kann ich sie schon sehen. Also mit dem vollbepackten Rad wieder raus aus dem Bus. Jetzt kommt der schönste Moment der Tages. Ein Passant winkt mich ran und sagt “Bicicle do vorne“. Ich sehe in die Richtung und erkenne 100 m weiter ein Gruppe von Radlern. Es sind junge, sind alte begeisterte Radfahrer, die sich hier zum wöchentliche Ausfahren treffen. Egal ob Trecking- oder Rennrad- alles ist dabei! Ich werde mit Handschlag von allen begrüßt. Ich strahle und freue mich. Auf meiner Jacke erkennen sie mein Vorhaben. So oft wie heute Morgen wurde ich noch nicht von hinten fotografiert. Das gemeinsame Gruppenfoto darf natürlich nicht fehlen. Die Treckinggruppe lotst mich über die viel befahrene Donaubrücke. Hier wird mir einmal mehr klar wie breit die Donau schon ist und noch werden wird. Am anderen Ende trennen sich unsere Wege. Mit Trillerpfeifen werde ich von der Gruppe verabschiedet. Einfach ein tolles Gefühl dabei gewesen zu sein!
So jetzt wird erstmal gearbeitet. An der Autobahn mäßig ausgebauten E70 geht es im leichten Gegenwind in Richtung Pancevo. Auf der freien Stecke kommt ein Radler an mich ran und quatscht mich in Englisch-Serbisch voll. Sein Opa und Vater kommen aus Dülmen bei Dortmund. Bis nach Omoljica ist er am meiner Seite. Der Kontakt war gut, jedoch auf der falschen Stelle erfolgt. Mehrmals haben uns die Autos angehubt. Er fuhr immer links von mir. Später in Kovin entscheide ich die restlichen guten 50KM, trotz des Windes noch zu nehmen. Wasser, Cola, Gummibärchen und Müsliriegel habe ich noch genug dabei. Kurz nach Kovin zieht sich der Himmel schnell zu. Minuten später schüttet es aus Eimern. Pitsche nass bis auf die Haut bin ich jetzt. Um 11.45h habe ich ein Foto an der Tanke mir 19c Temperatur gemacht. Jetzt ist es so 15h. Es wird kälter und der Wind nimmt zu. Es sind 50 KM bis nach Bela Crkva. Werde ich die schaffen? Die Karte zeigt noch einige Höhenmeter an. Ja, ich will und werde es schaffen! Der schon wunde Hintern muss da durch. Noch ist nichts im Ar… . Der Regen lässt dann doch noch nach und der Wind trocknet die Jacke und Hose schnell wieder. In Bela Crkva angekommen, nehme ich das erste Hotel. Hier habe ich ein super Zimmer und ein Mega Badezimmer. Alles negative heute vergessen. Ich esse die Empfehlung: Hühnersuppe mit Nudeln und danach ein Hähnchen “ Cordon bleu“ mit Pommes und Krautsalat. Noch 11 KM bis zur Grenze. Morgen habe ich wieder gute 90KM, jedoch mit Bergen vor mir. Übermorgen kommt der Donaudurchbruch. Der Höhepunkt von allem. Jetzt glaube ich zu ahnen, dass ich die leichtere, wenn auch für die Fotos falsche, Seite gewählt habe. Was solls. Der Weg ist das Ziel. Euch allen ein frohes Osterfest!

Bahnhof Novi Sad

Bahnhof Novi Sad

Irgendwo in Serbien

Irgendwo in Serbien

Unendliche Lang mit Gegenwind

Unendliche Lang mit Gegenwind

Gemeinsame überfahrt der Donau

Gemeinsame überfahrt der Donau

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