Erkunden der Strecke für die Radtour der Wintersportler im September

Am 19. Juli 2025 starteten wir um neun Uhr morgens in Kammerforst zu einer Rundtour, die uns durch Wälder, entlang der Werra, durch kleine Dörfer und über Höhenzüge führte. Eine Entdeckungsreise auf zwei Rädern. Das Wetter meinte es gut mit uns: ein klarer, blauer Himmel, nur von wenigen weißen Wölkchen durchzogen, begleitete uns den ganzen Tag. Der Wind kam leicht aus Westen, schob uns streckenweise sanft voran, und gegen Mittag erreichte das Thermometer satte 29 Grad, der Sommer zeigte sich in voller Kraft.

Der erste Anstieg erwartete uns fast unmittelbar nach dem Start und er hatte es in sich. Auf 3,6 Kilometern führte der Weg mit nahezu acht Prozent Steigung geradewegs in den Wald hinein. Es war, als wolle die Strecke gleich zu Beginn prüfen, ob wir es ernst meinten mit diesem Tag. Der Weg war noch feucht vom Morgentau, der Waldboden dunkel und duftend. Das Laub raschelte leise, während unsere Reifen auf dem fein geschotterten, gut verdichteten Belag knirschten. Die Schatten der gewaltigen Buchenstämme kühlten uns, während der erste Schweiß auf der Stirn stand. Unsere Atmung wurde tiefer, die Gespräche verstummten. Jeder kämpfte mit sich, fand seinen Rhythmus, das richtige Maß aus Kraft und Gelassenheit.

Die Sonne stahl sich durch das dichte Blattwerk, warf helle Lichtmuster auf den Weg und ließ die feinen Spinnweben zwischen den Ästen wie Silberfäden glänzen. Es duftete nach Erde, nach Harz, nach Leben. In der Ferne das erste Zwitschern des Tages ein Rotkehlchen, das sich wohl über unser schweres Schnaufen wunderte.

Am Ende dieses ersten Abschnitts erwartete uns eine Schranke, die wir langsam passierten. Doch vorher erfolgte die erste große Belohnung des Tages: eine lange, geschwungene Abfahrt durch die dichten Buchenwälder. Der Fahrtwind kühlte unsere Haut, der Duft von feuchtem Laub mischte sich mit dem heißen Gummi der Reifen. Es war ein stiller, freier Moment. Einfach rollen lassen. Einfach genießen.

Wir passierten Mila, ein verschlafenes Dörfchen mit alten Obstbäumen und einem Hauch von Vergangenheit in seinen Gärten. Auf den Feldern standen hohe Weizenhalme, ihre goldenen Spitzen wiegten sich träge im warmen Wind und verströmten einen süßlich-trockenen Duft. Am Wegesrand neigten sich die Äste schwer beladener Kirschbäume tief zu uns herab, als wollten sie uns ein paar der dunkelroten Früchte reichen. Die ersten Apfel- und Birnbäume kündigten mit prallen Früchten bereits die reichhaltige Ernte des nahenden Herbstes an.

An der Werra wurde es still und weit. Das Wasser glänzte silbern in der Mittagssonne, das Ufer war dicht bewachsen mit Gräsern, Schilf und wilden Blumen. Wir folgten dem Verlauf des Flusses bis nach Falken und fanden dort einen sonnigen Platz für unsere Frühstückspause. Brot, Käse, Obst, ein wenig Kuchen, dass Picknick war einfach, aber wunderbar. Die Beine wurden ausgestreckt, Rücken gedehnt, Gespräche plätscherten dahin.

„Also wenn Radfahren immer so schmeckt“, sagte Udo schmunzelnd, „melde ich mich auch zur nächsten Tour an.“
„Nur wenn du den Käsekuchen wieder mitbringst“, antwortete Jens.
Wir lachten, genossen die gemeinsame Zeit und spürten, wie das, was uns verband, mehr war als das Fahrrad, es war ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, Vertrauen und Freude.

In Treffurt bewunderten wir die sorgfältig restaurierten Fachwerkhäuser, bevor es allmählich wieder bergauf ging und zwar deutlich fordernder als am Morgen. Der Anstieg hinauf nach Heyerode war lang, stellenweise steil und zermürbend. Die Sonne brannte jetzt unerbittlich von oben, der Wind war auf dieser Seite des Hangs kaum zu spüren. Der Boden war teils asphaltiert, teils grob gepflastert, mit losen Steinen durchsetzt. Jeder Pedaltritt verlangte Konzentration, Kraft und Willen. Die Gespräche verstummten, das Team wurde eins mit der Anstrengung.

Wir hielten kurz für eine Trinkpause im Schatten eines alten Obstbaums. Die Flaschen waren warm, der Schweiß rann, aber niemand klagte. Diese Momente, so herausfordernd sie sind, bringen das Beste in einer Gruppe hervor: gegenseitiges Anspornen, kurze Blicke der Ermutigung, stille Stärke.

In Heyerode angekommen, warten im September neben Kaffee, Kuchen und schattigen Bänken auch ein kleiner kultureller Höhepunkt auf uns. Mehr soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Nur so viel: Es lohnte sich, trotz der Anstrengung.

Zurück auf dem gut ausgebauten Bahnradweg folgte das große Finale: eine fast zehn Kilometer lange Abfahrt zurück in Richtung Kammerforst. Der Weg war schmal, schlängelte sich durch dichte, schattige Wälder. Brombeersträucher wucherten am Wegrand, erste dunkle Früchte glänzten zwischen den Blättern. Das Licht war golden, gefiltert durch das Blattwerk, das uns wie ein grüner Tunnel umfing.

„Das ist wie fliegen“, rief Robert hinter mir.
„Oder wie Wellness mit Helm“, fügte Jens hinzu.
„Und ohne Sauna, dafür mit Schweiß“, warf Udo lachend ein. Und wieder lachten wir alle – frei, laut und voller Lebensfreude.

Zurück in Kammerforst endete der Tag im Biergarten unter alten Kastanien. Die Bedienung war aufmerksam, das Bier kalt, die Gespräche leicht. Es war ein Tag voller Natur, Bewegung, Begegnung und Sinnlichkeit – ein Tag, den man nicht vergisst.

Und das Schönste daran: Unsere Gruppe ist offen für neue Mitfahrerinnen und Mitfahrer. Wer Lust hat, mit uns gemeinsam Wege zu entdecken, Natur zu erleben und sich selbst ein Stück näher zu kommen, ist herzlich eingeladen. Die nächste Wintersportler Radtour wartet schon. Weitere Infos auf unsere Homepage: https://www.fsk-vollmarshausen.de/sparten/wintersport/termine/2025-09-06-fahrradtour-2025

Am 20. Juli 2025 begann der zweite Tag unserer Erkundungsreise für die geplante Gruppenradtour des Wintersportvereins FSK Vollmarshausen e. V. in Kammerforst, einem Ort, der uns erneut mit offenen Armen, einem klaren Himmel und dem vollen Klangspektrum des Landlebens empfing. Noch bevor die Sonne sich ganz über die Dächer geschoben hatte, hatte das Federvolk längst die Kontrolle über den akustischen Raum übernommen. Das gackernde Durcheinander der Hühner, das kraftvolle, sich wiederholende Krähen zweier konkurrierender Hähne, das sonore Gurren der Tauben und das rhythmische Schnattern der Enten bildeten ein musikalisches Ensemble, das uns sanft und gleichzeitig unmissverständlich aus dem Schlaf rief. Es war, als wolle die Natur selbst sichergehen, dass niemand diesen Tag verschlief

Wir traten aus dem Landhotel zum Braunen Hirschen, dessen Fassade im warmen Morgenlicht fast goldfarben leuchtete. Die Fensterläden standen offen, aus der Küche duftete es dezent nach frischem Kaffee und Hefegebäck. Der mit Kastanien gesäumte Innenhof war bereits für das bevorstehende Maienfest hergerichtet: Girlanden aus Bändern in Weiß, Blau und Grün flatterten in der leichten Brise, ein kleiner Pavillon stand bereit für die musikalischen Darbietungen, Bänke und Tische waren aufgestellt. Der Maibaum war am Vorabend mit großer Hingabe geschmückt worden. Neben den klassischen Bändern und Kränzen aus frischem Eichenlaub war es vor allem die lebensgroße Stoffpuppe, die alle Blicke auf sich zog. Sie thronte sie wie eine kleine Königin an der Spitze des Baumes, eine augenzwinkernde, charmante Hommage an das Dorfleben.

Der erste Abschnitt unserer Radtour begann mit einem Anstieg über historisches Kopfsteinpflaster, das uns wie eine steinerne Massage in Bewegung brachte. Die Vibrationen wanderten vom Reifen über den Rahmen in Arme und Rücken, wachrüttelnd, belebend. Kurz nach dem Ortsausgang lenkten wir unsere Räder in Richtung Nationalpark Hainich, ein Naturraum von seltener Ursprünglichkeit und rauer Schönheit. Als wir in das Schattenreich der alten Buchen eintauchten, verwandelte sich das Licht. Die Sonne fiel gefiltert durch das dichte Blätterdach, warf flirrende Muster auf den Waldboden, der nach feuchtem Laub, Waldboden und fernem Pilzwachstum roch. Es war ein Wald wie aus einer alten Sage, kühl, geheimnisvoll, lebendig.

Der Hainich ist ein einzigartiges Rückzugsgebiet für Flora und Fauna, die anderswo längst verdrängt wurde. Neben den bekannten Punkten wie dem Steinernen Tisch, der inmitten einer moosbedeckten Lichtung liegt und einst als Rast- und Kultstätte genutzt wurde, oder der Bettel Eiche mit ihrem hohlen Stamm, der einst Nachrichten und Gaben verbarg, begegneten wir weiteren Orten von beeindruckender Atmosphäre. An einer Weggabelung stießen wir auf die Faule Marie, eine alte Buche, die längst abgestorben war, jedoch in ihrer Ruhe und Zerfallsästhetik wie ein Monument der natürlichen Kreisläufe wirkte. Pilze hatten sich über ihre Rinde gezogen, und aus dem Wurzelstock sprossen neue Triebe. Wenig weiter entdeckten wir die Kesselbuche, deren Stamm sich wie ein riesiger Trichter öffnete. Der Wind sang durch sie hindurch ein tiefes, langgezogenes Summen.

Wir hielten an einer kleinen Erhebung mit dem Namen “Alter Weinberg”, wo vor Jahrhunderten tatsächlich Weinstöcke gepflegt wurden. Heute ist der Hang mit wilden Brombeeren, Heckenrosen und Berberitzen bewachsen. Der Blick reichte bis zum Horizont, wo Windräder sich majestätisch gegen den Himmel drehten. Kurz darauf, auf einer Lichtung, erwartete uns ein besonderes Schauspiel: eine Schafherde, behütet von einem stillen, würdevollen Mann, der auf einem niedrigen Felsen stand, den Blick ruhig über seine Tiere gleiten ließ. Der Schäfer hatte ein Gesicht wie aus einem Roman von Fontane, von der Sonne und vom Wind gegerbt, tiefe Falten um Augen und Mund, silberne Bartstoppeln, eine große Nase, kluge, klare Augen, aus denen zugleich Milde und Entschlossenheit sprachen. Er trug eine ausgewaschene, olivgrüne Hose mit aufgesetzten Taschen, eine grobe, dunkelgraue Wollweste über einem karierten Hemd, das an den Ellbogen geflickt war. Auf dem Kopf saß ein alter, speckiger Filzhut mit breiter Krempe. Zwei Hütehunde, einer sandfarben mit weißen Flecken, der andere rabenschwarz bewegten sich in ruhiger Präzision durch die Herde. Ein kurzer Ruf, ein kaum hörbares Pfeifen, und sie korrigierten blitzschnell den Abstand zwischen den Tieren. Es war stille, wortlose Kommunikation, ein harmonisches Dreieck zwischen Mensch, Tier und Aufgabe.

„Der redet weniger mit seinen Hunden als ich mit meiner Steuerberaterin“, murmelte Udo.
„Und die verstehen ihn wahrscheinlich besser“, fügte Jens hinzu.
Wir lachten leise, fast ehrfürchtig. Niemand wollte die Ruhe stören, die wie ein Tuch über der Szene lag.

Am Hallunger Grillplatz machten wir eine erste längere Pause. Die Hütte aus groben Holzbohlen stand unter alten Buchen, deren gewaltige Kronen Schatten auf die moosbedeckten Bänke warfen. Die Luft war erfüllt von Kräuterduft, irgendwo zirpte ein Feldgrashüpfer, und ein kleiner Bach schlängelte sich an der Rückseite des Platzes vorbei, begleitet vom Summen dicker Hummeln und dem fernen Hämmern eines Spechts. Wir saßen still, schauten, atmeten, selten war eine Pause so stimmig mit dem Ort verwoben.

Am alten Bahnhof in Heyerode legten wir unsere Kaffeepause ein – rustikale Holzbänke, ein stiller Teich mit schillernden Libellen, Schatten unter alten Linden. Es gab keinen Kuchen, aber reichlich Wasser, Limonade und Gesprächsstoff. Ich entdeckte am Rand einen breiten, lanzettlichen Blattwuchs, Spitzwegerich. Ich erinnerte mich: Diese Pflanze enthält Aucubin, Schleimstoffe, Gerbstoffe. Wirksam gegen Husten, bei Wunden, Insektenstichen. Eine Apotheke am Wegesrand. Ich erzählte es leise, fast meditativ. Die Gruppe hörte zu, nickte. Und dann kam der Gedanke: Wozu ist eigentlich Laub da? Am Baum: Photosynthese, Kühlung, Stoffwechsel. Am Boden: Schutz, Feuchtigkeitsspeicher, Nahrung für Pilze, Käfer, Mikroben. Nichts wird verschwendet. Alles ist in Bewegung, in Rückkehr, in Verwandlung.

An diesem Ort dachten wir auch an das Opfermoor Niederdorla, das sich ganz in der Nähe befindet. Dort wurden in der frühen Eisenzeit Tiere, Waffen und Gefäße geopfert, in der Hoffnung auf Fruchtbarkeit, Frieden, Schutz. Der Ort liegt still, fast schwer in der Luft. Das Moor riecht dunkel, feucht, geheimnisvoll. Man spürt: Hier haben Menschen lange vor uns gehofft, gezweifelt, geglaubt.

Am Nachmittag rauschten wir durch Felder, begleitet vom tiefen Brummen moderner Mähdrescher. Ihre riesigen Schneidwerke glitten durch die Weizenfelder, als schnitte man durch flüssiges Gold. Die Maschinen, mehrere Hunderttausend Euro teuer, ernten bis zu vierzig Tonnen täglich. Früher geschah all das mit der Hand. Sense, Garben, Flegel. Tage- und wochenlange Arbeit. Heute: Geschwindigkeit, Präzision, aber auch eine stille Erinnerung an jene, die einst mit bloßen Händen das Land bestellt haben.

Und dann standen wir am geographischen Mittelpunkt Deutschlands. Eine gepflegte Anlage, mit einer steinernen Stele, Schautafeln, einem runden Platz, der wie ein Kompass aufgebaut war. Der Wind war warm, das Licht weich, und wir standen inmitten des Landes, still, gefasst, ein bisschen stolz.

Zurück in Kammerforst, war das Maienfest in der prallen Sonne in vollem Gange. Die Stoffpuppe war feierlich abgenommen worden und saß nun als Ehrengast auf einem Stuhl unter einem Sonnenschirm. Die Jugendlichen führten mit großem Engagement und sichtlicher Spielfreude volkstümliche Schwänke auf. In selbstgenähten Kostümen verkörperten sie listige Knechte, verschmitzte Mägde, einen schlitzohrigen Wirt und einen dauerempörten Küster. Die Dialoge waren pointiert, die Gestik übertrieben, das Timing gelungen. Die Zuschauer lachten, klatschten, johlten. Begleitet wurde alles von einer kleinen Blaskapelle mit Trompeten, Tenorhorn, Tuba. Die Melodien waren lebendig, tanzbar, kraftvoll. Zwischendurch knallten Peitschen durch den Abendhimmel eine alte Tradition, die die bösen Geister vertreiben sollte. Jeder Knall hallte durch das Dorf, begleitet vom Applaus des Publikums. Das Landhotel zum Braunen Hirschen sorgte für kühle Getränke: Bier floss in schweren Gläsern, hausgemachte Limonade prickelte auf der Zunge, Wasser kam in Krügen mit Zitronenscheiben und Minzblättern. Die Bedienungen lächelten, kannten die Gäste beim Namen, hatten ein offenes Ohr und ein flottes Tempo.

Wir müssen Kammerforst am Nachmittag wieder verlassen. Ein leiser Schleier aus Wehmut liegt über der Gruppe. Die Gespräche werden ruhiger, das Lachen nachdenklicher, die Blicke schweifen häufiger zurück, als nach vorn. Es ist, als wolle die Seele noch ein wenig bleiben, während die Räder sich schon wieder Richtung Heimat drehen.

Der Geruch nach warmem Heu, nach feuchtem Waldboden und reifem Obst haftet in der Kleidung, wie ein zarter Abdruck der Landschaft. Das Bild des Schäfers in seinem stillen Gleichgewicht mit Tieren und Zeit, das Plätschern des Baches am Grillplatz, das geheimnisvolle Schweigen im Hainich, das freche Lächeln der Stoffpuppe auf dem Maibaum – all das bleibt in uns. Es war mehr als eine Radreise. Es war ein Eintauchen in eine Welt, die sich nicht aufdrängt, sondern sich schenkt, wenn man sie achtsam durchquert.

Mit leisen Gedanken und einem stillen Lächeln verlassen wir diesen Ort, getragen von der Vorfreude, im September zurückzukehren. Dann, wenn die Felder abgeerntet sind, der Wald in Gold und Rost leuchtet, wenn das Licht tiefer steht und die Luft nach Äpfeln, Nebel und Aufbruch riecht – dann werden wir wieder hier sein. Und vielleicht wird uns der Hahn wieder begrüßen. Und der Wind wird noch wissen, wer wir sind.

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