H – 26.03.2013 Apostag nach Baja (EV6)

In meiner Unterkunft war es die Nacht über ruhig. Ich war ja auch der einzige Gast gewesen. Am frühen Morgen hörte ich die Räumfahrzeuge den Schnee aus der Kurve kratzen. Ein erster Blick gegen 6.00h aus dem Fenster beunruhigte mich nicht. Es hat wie erwartet weitergeschneit. Ich habe einen ruhigen Tag mit einer Zugfahrt bis nach Mohacs geplant. Gegen 8.00 h packe ich meine vielen Sachen auf das Rad und frage bei einer jungen Mitarbeiterin im Reifenshop nach den Weg zum Bahnhof. Sie lächelt mich freundlich an und schüttelt im zweiten Moment mit ihrem Kopf. So habe ich mir das aber nicht vorgestellt. Ruhig bekomme ich erklärt, dass die vielen in meiner Karte eingezeichneten Gleise noch liegen, aber schon lange nicht mehr benutzt werden. So schnell bin ich nun hellwach. Meinen super Plan kann ich in die Tonne klopfen. Es gibt mehrere Alternativen: Mit dem Rad zurück nach Rackeve. Von dort mit dem Zug nach Budapest und dann nach Mohacs. -Das geht ja gar nicht! Das ist wie bei Monopoly. Wieder zurück auf Los und keine 4000 € kassieren… Oder mit den Rad die Strecke weiter Richtung Süden nach Baja fahren. Das ist wie bei WWM auf die 500€ Stufe zu fallen… Erst an der Straße entscheide ich mich. Links oder Rechts. Was meint Ihr?
Meine erste Entscheidung für heute bringt mich auf die Straße mit der Nr. 51. Dieser Abschnitt ist nicht für Radler gesperrt, jedenfalls habe ich absichtlich keine entsprechenden Schilder gesehen. Die ersten Kilometer fahrte ich im leichten Schneefall bei ca. Minus 2c auf der festgefrorenen Schneedecke. Selten ist loser Schnee auf der Strecke. Davor habe ich Respekt. Hier strauchle ich oft. Später, es ist schon gegen Mittag, fängt es an zu tauen. Die feste Schneedecke wird matschig und ist ebenfalls nur schwer befahrbar. Unangenehm ist der Matschbeschuss von den dicht an mir vorbeifahrenden Autos und LKW. Mein linkes Hosenbein ist vom Matsch bedeckt. Die Hose ist gut und es geht nichts durch. Einige Treffer bekomme ich auf der linken Backe ab. Das tut auf der eiskalten Gesichtshaut doppelt weh. Bei den Treffern ins Ohr, muss ich absteigen und den Matsch heraus popeln. Gegen 13.00 sind die Fahrspuren gut, jedoch nicht durchgängig, zu befahren. Zum besseren Verständnis: Streusalz gibt es hier nicht wirklich. Die Fahrzeuge fahren in der Mitte der Straße. So entsteht eine gute Fahrspur. Kommt dann doch mal einer entgegen, wechselt jeder wieder auf seine Seite. Ich traue mich lange nicht dieses System zu übernehmen. Einige Male klappt es gut. Ein anderes Mal erschrickt mich ein PKW. Ich lasse es wieder. Immer wieder nehme ich eine Kaffeepause in einem Laden. Ich nutze die Zeit, um mich aufzuwärmen. Es taut schnell weiter. Jetzt sind auf beiden Seiten der Straße die Fahrstreifen wieder befahrbar. Das ging ja richtig schnell. Nach Baja sind es ca. 80 KM habe ich mir ausgerechnet. 20 KM habe ich noch vor mir. Heute sind meine Füße wieder kalt. Es ist eine andere Kälte als sonst. Sie kriecht so langsam von den Zehen zur Ferse. Eine Steigung zwingt mich zum Absteigen. Das Auftreten beim Laufen schmerzt. Ich habe wohl ein wenig Wasser in den Schuhen. Keine Chance mehr die Füße beim Laufen aufzuwärmen. Sollte mir jetzt einer auf die Zehen treten, werden diese wie Kristall brechen und zersplittern. Die letzten Kilometer ziehen sich durch die schneebedeckten Weinfelder. Ein Schwarm Fasane steigt laut vor mir auf. Musste dieser Schreck jetzt auch noch sein? Es kostet mich richtig viel Energie abzusteigen und das Foto vom Ortsschild in Baja zu machen. Weiter rolle ich nun schon sehr langsam in das Stadtzentrum hinein. Ich Hotel “Duna“ finde ich für 29€ ein Zimmer incl. Frühstück. Beim Ausziehen der Schuhe sehe das ganze Ausmaß der feuchten Schuhe. Alles pitschenass. Die Socken kann ich auswringen. Die Schuhe sind völlig durchnässt. Bekomme ich die bis morgen wieder ganz trocken?
Jetzt gehe ich essen. Davor noch die Zahlen des Tages: 83 km in 4.46h bei 85m rauf und 85m runter. Im Schnitt waren es 17.4 KMH. Die Berichte hören sich zwar hart und unangenehm an, ich fühle mich aber gut dabei.
Eine Antwort bin ich euch noch schuldig: Ich bin nach links gefahren.

Tagesziel erreicht

Tagesziel erreicht

Pause im Schnee

Pause im Schnee

2 Antworten zu “H – 26.03.2013 Apostag nach Baja (EV6)”

  1. Das hört sich im Vergleich zu deiner letzten Tour alles noch viel anstrengender an. Jetzt auch noch nasse Füße. Und alles freiwillig. Bist ein harter Kerl.

    • Hallo Günter,
      ich bin ja nicht auf einer „Wellnestour“.
      Das imprägnieren der Schuhe hat gefehlt.
      Die nassen Füße habe ich mir selber eingbrockt.
      Hart aber herzliche – in diesem Sinne bis bald.
      Robert

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