Gestern habe ich noch einmal gut gegessen und auch gut geschlafen. Um vier Uhr wurde es laut im Hotel. Keine Ahnung warum da so gepoltert wurde. Ich blickte aus dem Fenster und habe den dichten Nebel über dem Meer gesehen. Das machte so gar keine Lust auf das aufstehen. Ab 7:00 Uhr gibt es Frühstück. Ich war einer der ersten. So ein typisches Frühstück beinhaltet hier: Hackbällchen, Gemüse und gebratenen Käse. Es wurde auch so eine Art Haferschleim angeboten. Er würde sowohl mit süßen oder deftigen Komponenten verfeinert. Ich ließ mir lieber die Pfannkuchen mit Marmelade schmecken. Gerne wurde auch meine Thermoskanne aufgefüllt. Noch einen Blick auf die stille im Nebel ruhende Ostsee auf der anderen Straßenseite werfen und schon geht es los. Der Radweg ist für Radler und Fußgänger da. Macht bei einer Breite von fast vier Metern ja auch Sinn. Hunderte Autos kamen mir entgegen. Alle wollen auf die Arbeit in der Stadt. Ich musste die Straße „Uusperte Tee“ finden. Sie gehört schon zum Eurovelo 10. Etwa 100 m davor war eine Baustelle und der Einstieg schwer zu finden. Die Bauarbeiter lotsten mich durch den Schotter. Viele Kilometer ging es an der wenig befahrenen Straße entlang. Da kam doch auch noch eine Steigung. Satte 50 m ging es steil nach oben. Ich musste schieben. Nach weiteren Kilometern wurde ich an den Klippen mit einem herrlichen Ausblick auf die in der warmen Sonne glänzende Ostsee belohnt. An diesem Ort machte ich auch meine erste Pause. Dieser Moment war unbezahlbar. Mal auf der Straße mal auf dem Radweg ging es voran. An einem der wenigen Supermärkte kaufte ich meine Tagesration an Wurst, Brot und Bananen ein. Hätte ich geahnt wie selten die Einkaufsmöglichkeiten werden hätte ich mir die Taschen vollgeknallt. Mittags um 12 Uhr waren es mal fast 20 c. Um 16:00 als die ersten Wolken aufzogen waren es dann nur noch 8 c. So ging es noch eine Weile weiter. Eine 10 Km lange Baustelle hatte ich auch noch zu passieren. Beim Straßenbau gibt es hier keine Logig. Von jetzt auf gleich ist der Asphalt weg. Auf einer Schotter-Lehm Straße musste ich zwischen den Ampeln mit den LKW’S rennen fahren. Ich brauchte auf dem weichen Belag fast die doppelte Kraft um voranzukommen. An einer Tankstelle rastete ich in der Sonne fast eine Stunde. Die kälte Cola für 90 Cent tat gut. Immer weiter ging es auf dem Eurovelo 10 und dem Fernradweg Nr 1. Mal durch Kiefernwald und auch mal an Mooren vorbei. Zeitweise was das Meeresrauschen zu hören. Es gab kaum Verkehr. Kurz vor Ranaküla ging es in den Wald. Heute war die Schotterstrecke gut zu fahren. Im trockenem Sommer wird es hier eine Qual sein. Also ab hier die alternative über die befestigte Straße nehmen. Fast 95 KM hatte ich hintermir. Mein Wasser und der Teevorrat waren aufgebraucht. Im Wald fand ich eine Überdachten Lagerplatz. Da ich kein Wasser hatte ging es schweren Herzens weiter. Ich war am Ende. An einem Schöpfbrunnen versorgte ich mich mit Wasser. Die Oma machte die Türe einen Spalt weit auf und gestikulierte mir das es zum trinken geeignet ist. Auf Ihrem Grundstück dürfte ich nicht Zelten. Also langsam weiter. An einem Campingplatz ähnlichen Ort suchte ich abermals nach einer Stelle für mein Zelt. Bei einem Wohnhaus fagte ich nach ob es OK ist hier zu zelten. Der gute Mann mit dem unaussprechlichen Namen sagte er ist der Besitzer und die Hütten werden erst im Juni wieder an Schulkinder vermietet. Neben einer Dose Bier auf seiner Sonnenterrasse verwöhnte mich seine Frau noch mit Keksen und Schololade. Jetzt habe ich ein Haus mit vier Betten, Ofen, Heizung, deutschem Nickeloden im TV und warmem Wasser diese Nacht für mich alleine. Nach 115 KM noch den Jackpott gefunden – einfach Klasse. Camping Deluxe. Morgen um 8:00 Uhr bin ich noch zum Frühstück eingeladen. Mal schauen wo ich morgen Abend lande?
4 Antworten zu “EST – 30.04.2015 Tallinn im tiefen Wald bei Tuksi (Ostseeküste)”
Es ist wirklich anstrengender, als in Deutschland zu fahren. Selbst gemachtes Elend. Die Poods habe ich auch lieben gelernt.
Ja, diese kleinen Läden sind wahre Oasen.
Die Leute sind nett und wenn sie dich mal nicht verstehen kannst du auch hinter die Theke gehen.
Hallo, Robert, es hört, bzw. liest sich, als wäre es ganz schön anstrengent. Anstrengender als die vorherige Tour? Ich denke an Dich und drücke Dir ganz fest die Daumen für ein tolles Erlebnis und Ergebnis!!
Gruß von
Dagmar
Hallo Dagmar.
Danke für die schönen und netten Worte. Ja es ist dieses Mal schon eine kleine Nummer härter. Das habe ich mir auch extra so ausgesucht.
Bis bald – Robert