E – 18.03.2019 Deba nach Markina-Xemein (Santiago de Compostela)

Nach einer ziemlich ruhigen Nacht im mit 6 Personen belegtem 12 Bettzimmer machte ich mich bei 8 Grad und trockenem Wetter auf den Weg. Zuerst noch ein Abstecher zum Metzger für den Tagesproviant und um den Wasservorrat sicherzustellen. Die ersten Kilometer folgte ich der Beschreibung für Radler. Das war auch gut so. Es ging an der Küste entlang mal rauf und runter. Der PKW Verkehr war in Ordnung. Die Autofahrer halten auf den schmalen Küstenstraßen immer guten Abstand und bremsen auch hinter einem ab. Dafür schon mal Dank an alle PKW/LKW Fahrer. Meine Wegbeschreibung kündigte eine Abzweigung an, die auf ein Betonpiste auf den Weg für die Wanderer führt. Die habe ich auch genommen. Einen Puls von 156 bei 300 geschoben Höhenmetern bekam ich als Quittung dafür. Alle paar Meter musste ich Anhalten um wieder runterzukommen. Der Weg war schwierig zum einen gar nicht zu fahren und zum anderen Mega schwer zu schieben. Mein Blut kochte. Bei pausieren rutschte das Rad nach unten. Der Regen der letzten Tage hat die Betonpiste glatt und schmierig gemacht. Mein Rad bleibt nur mit zwei angezogenen Bremsen stehen. Als Entschädigung genoss ich die Stille. Nur die Vögel, ein hämmernder Specht und 

Kühe mit Glocken im Hintergrund. Das ist doch Luxus in unserer Reizdurchseuchten Welt. 

Das Rauschen eines nahen Baches unterbrach die Stille. Wo soll der Bach den sein? Es war der leichte Regen auf den Blättern im Wald. Dunkle Wolken vertreiben schnell die Sonne. Der Regen kam innerhalb von zwei Minuten.  Das Rauschen wird stärker, kleine Hagelkörner sind mit dabei und machen richtig Krach. Ich fand gerade noch Schutz unter einer Fichte als es richtig losging. 

Der Schotterweg hoch zum Gipfel wurde jetzt so richtig schmierig. Lautes Hunde Gebell von den in der Ferne sichtbaren Einödhöfen durchbrach die Stille. Kein Auto, kein Flugzeug, keine Stimmen. Nur Ruhe!

Die Wander überholen mich jetzt. Fragten alle ob alles OK ist. Hier zählt noch der nächste Mensch. Ich freute mich an dieser Stelle nicht auf die Abfahrt. Den kalten Fahrtwind und keine Zeit zum schauen und genießen hatte ich im Hinterkopf. Jetzt noch auf einer noch schlechteren Waldstrecke mit Wurzeln durchzogen Piste die letzten gefühlten 40 HM zum Gipfel hoch. Wenn nicht nach der Kehre noch eine Serpentine kommt! Sie kam. Mein höchster zu diesem Zeitpunkt dokumentierter Punkt war 490 MüN nach geschobenen 650 HM. Das war noch nicht das Ende. Der Weg wurde zusehends schlechter. Die Pfützen könnte ich nicht mehr durchfahren. Eine Passage war so verschlammt das, dass Laufrad bis zur Hälfte im Schlick versank. Da ich dort auch absteigen durfte waren die Schuhe bis zur Hälfte eingesaut. Die Schlammreste zwischen den Zehen habe ich beim Dusche mit warmen Wasser noch weggespült. Die miesen kurzen Abfahrten und Anstiege wurde immer schlechter. Beim Bremsen war ich super vorsichtig. Einmal rutschte mir das Vorderrad weg und ich ging Kopfüber und zur Seite auf dem Boden. Es war eher eine Matschige und steinige Fläche. Für alle Gegner der Fahrradhelme einmal ganz klar gesagt: Helme sind Retter!! Meiner ist jetzt er im Arsch. An der linken Seite gebrochen. Das habe ich aber erst nach ein paar Metern bemerkt als ich meine Hände und den Helm abgespült habe. Ebenso hat die Vorderradbremse einen Abbekommen. Sie ist ein wenig verbogen funktioniert aber noch. Meine Klamotten sollten heute eh in die Wäsche. So schmutzig war ich noch nie. Ab jetzt noch viel, viel vorsichtiger dem Hang runter. Oft bin ich jetzt Bergab abgestiegen. Abschnittsweise rutschte das beladene Rad die schmierige Piste hinunter. Dies Strecke ist für Radler nicht geeignet. Sowohl im Sommer bei Hitze noch bei schlechtem Wetter. Der Autor des Wanderführers wünscht sich immer gerne Feedback von den Pilgern. Meines wird er bekommen.  Nun kam die Sonne raus und mir ging auch noch das Wasser aus. Ich kämpfte mich den Berg hinunter. In der Ferne war schon ein Dorf zu sehen. Das musste Markina-Xemein sein. Dachte ich. An einer Taverna hielt ich an um Wasser zu kaufen und ein letztes Mal nach unzählig viele kleinen Pausen auszuruhen. Auf die Frage wo ich bin zeigte die Dame auf eine Stelle die ich gar nicht sehen wollte. Ich war vom ausgeschilderten Weg irgendwann abgekommen. Aber nur vier Kilometer. Weit. Jetzt in eine Herberge und eine heiße Dusche. Vorher noch an einer Tanke vorbei und das Rad und die Taschen vom Schlamm reinigen. Dabei habe ich auch gleich meine Schuhe mit abgespritzt. Nass bis auf die Socken war ich eh schon. Im Moment liege ich im Vierbettzimmer noch ganz allein. Hoffe das es heute Nacht so bleibt 😉. 

Später habe ich bei der Restaurant suche noch meinen Bettnachtbarn René aus den Niederlanden gefunden. Er hatte noch keine Herberge so habe ich ihn in meine gebracht. Mal schauen ob er bei mir ins Zimmer kommt. Insgesamt habe ich 833 Höhenmeter hochgeschoben. Morgen bleibe ich auf der Straße. Es ist schon nicht ohne was die Pilger so an Strapazen auf sich nehmen. Zumal das hier ja erst der Anfang ist. Zum Abendessen war ich in einer Pilgerspeisestätte. Das Menue bestand aus 300g Nudeln in Tomatensauce, gebratenem Rindfleisch mit Pommes und einem Pudding. Dazu gibt es Wasser, eine Flasche Rotwein oder Weißwein. Was es kostet schreibe ich morgen. 

Eine Antwort zu “E – 18.03.2019 Deba nach Markina-Xemein (Santiago de Compostela)”

  1. Mein Lieber…hört sich ja sehr nach Abenteuer an…….Pass auf Dich auf und denk immer an den kleinen Luke…Der braaucht Dich noch …Weiter viel Glück und wenig Matsch zwischen den Zehen..LG Micha

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