Schon ganz lange hab ich mich gefreut! Jeden Tag hab ich mit Mama und Papa darüber gesprochen: „Wann geht’s endlich los mit Robert auf den Campingplatz?“ Und dann war es endlich soweit!
Ich hab sogar davon geträumt! Mein neues Mountainbike stand geputzt und bereit. Es hat 9 Gänge! Neun! Und ich hab die Speichenreflektoren von Robert bekommen. Da blinkt es wie ein kleiner Stern, wenn ein Auto kommt! Mein Helm ist orange wie Roberts, nur sein Rücklicht ist viereckig, meins ist rund. Ich find meins cooler.Wir treffen uns an der Hafenbrücke in Kassel. Es ist soooo heiß Robert sagt: „Der heißeste Tag des Jahres!“ Ich bin aufgeregt und wir radeln los. Erst ist es ein bisschen wackelig, aber dann klappt’s richtig gut!
Nach ein paar Minuten schnauf ich schon: „Opaaa! Ich bin ganz rot im Gesicht!“
„Dann machen wir eine Trinkpause“, sagt Robert
Ich trinke meine Capri-Sonne leer schlürf, schlürf! und muss gleich auch Pipi. „Schon wieder?!“ fragt Opa und lacht. „Ja, schnell!“
Wir freuen uns auf den Schatten. Dort ist es wie im Kühlschrank! Die Sonne brennt doll, da radeln wir ganz schnell, damit der Wind uns kühlt.
Nach 6 Kilometern gibt’s Eis! Ich nehme Erdbeere, aber… das schmeckt mir nicht!
„Kann ich Käsekuchen haben?“
„Na klar“, sagt Opa. Der schmeckt super! Ich mampfe ihn auf wie ein kleiner Bagger.
Dann sehen wir was Cooles: Ein Partyboot! Acht Leute tanzen und lachen. Musik wummert laut über die Fulda.
„Warum dürfen die das?“ frage ich.
„Weil es deren Boot ist“, sagt Robert „aber wir haben Räder das ist viel besser!“ Wir lachen laut.
Wir fahren unter einer Riiiieesen-Brücke durch. Oben drüber: Ein ganz ganz langer Zug!
RATTER–RATTER–KLONK–KADONG–BAMM!
So laut! Ich halte mir die Ohren zu.
Unten auf dem Wasser schwimmen Schwäne. Eine ganze Familie. Mama, Papa und vier flauschige Jungschwäne. Die zucken nicht mal!
„Warum haben die keine Angst?“
„Weil sie das gewöhnt sind“, sagt Robert. Ich will auch so mutig sein wie die!
Robert ruft: „Elf Kilometer geschafft! Nur noch neun!“
Aber ich bin platt wie ein Pfannkuchen.
Auf dem Weg zum Campingplatz, als wir an der Stelle ankommen, wo sich die Fulda ganz doll biegt, sagt Robert plötzlich:
„Da! Was ist das denn?“
Am Wegesrand liegt etwas im Gras. Es sieht aus wie eine bunte, schlaffe Schlange – ein Luftballon! Aber der ist ganz leer und hängt traurig an einem kleinen Zweig.
„Opa! Da ist was dran!“
Wir gehen hin und gucken.
„Wow! Da ist eine Karte dran!“
Der Luftballon ist mal geflogen – vielleicht ganz weit!
Hinter uns rauscht der Wind durch die Bäume. Plitscheplatsche machen die Wellen an der Fulda. Und wenn man ganz genau hinschaut, sieht man auf einer kleinen, grünen Insel im Fluss:
„Ein weißes Pferd!“
„Robert! Das ist bestimmt aus Niedersachsen!“
„Genau“, sagt Robert, „das ist das Wappen von Niedersachsen. Vielleicht kommt der Ballon von da!“
Robert liest die Karte vor. Ein Kind hatte sie geschrieben. Es stand drauf:
„Hallo! Ich bin Heinrich und das ist mein Ballon. Wenn du ihn findest, schreib mir bitte!“
„Robert, das machen wir!“
Wir setzen uns auf eine Bank und ich hole meinen Stift raus. Ich schreibe ganz groß:
„Hallo Heinrich! Wir haben deinen Ballon gefunden! Ich bin mit meinem Opa unterwegs zum Campingplatz. Dein Ballon lag bei der Fulda. Wir hoffen, du freust dich. Liebe Grüße!“
Dann fragt Robert:
„Willst du die Briefmarke aufkleben?“
„Jaaa!“ – aber bäh!
„Ihh! Die schmeckt eklig!“
„Ja“, lacht Robert, „Briefmarken schmecken nie gut!“
„Warum schmecken die überhaupt nach nix oder nach Schmutz?“
„Damit man sie nicht essen will!“, sagt Robert. Ich lache laut.
Ich kleb die Marke trotzdem auf. Und dann stecken wir die Karte in einen gelben Briefkasten, den wir bei einer Gaststätte sehen. Klack!
Jetzt ist sie auf dem Weg zu Heinrich.
„Ich kann nicht mehr!“
„Ich helf dir!“ sagt Robert. Er streckt seinen Arm aus und legt seine Hand auf meine Schulter.
„Jetzt schieb ich dich!“
Wir flitzen los. 20 Sachen! Huiiii! Der Wind weht kühl durchs Gesicht. Das macht Spaß!
Noch zwei Kilometer.
„Jetzt nur noch eins… jetzt null!“
Aber der letzte Berg ist riesig. Ich will es schaffen. Ich schalte in Gang zwei. Doch kurz vorm Ziel sag ich:
„Opa, ich kann nicht mehr…“
Ich steige ab und schiebe. Keuch. Stöhn. Fast oben!
Dann rollen wir runter zum Campingplatz in Knickhagen.
An der Rezeption ist eine nette Frau. Wir bekommen einen Platz gleich beim Waschhaus juhu!
Wir bauen das Zelt auf.
„Was sind Heringe, Robert?“
„Das sind kleine Metallstifte, die das Zelt am Boden festhalten. Sie heißen so wie die Fische – keine Ahnung warum!“
Ich darf sie Robert geben. Der Boden ist hart! Klong! Opa drückt sie mit ganzer Kraft rein.
Ich stecke die Stangen zusammen das geht leicht, weil da so ein Gummi drin ist. Dann schiebe ich sie durch das Zelt. Schwupps! Das Zelt steht.
Ich mache alle Klipse vom Innenzelt fest. Na ja… fast alle. Vier vergesse ich.
„Das macht nix“, sagt Opa, „wir schlafen trotzdem wie Prinzen!“
Ich richte alles ein: Schlafsack, Isomatten, Kopfkissen und mein Lieblingskissen!
Den Karabinerhaken, den ich Opa geschenkt habe, hängen wir oben in die Öse. Die Taschenlampe mit orange sieht cool aus.
Robert pustet die Matten auf. Eine hat ein Loch!
„Ich nehm die kaputte“, sagt er, „du sollst gut schlafen.“
Ich bestelle Fischstäbchen mit Pommes und Salat. Ketchup und Mayo dazu – Kinderpower-Essen!
Dann gibt’s Eis. Schoko mit Sahne – mein Bauch ist ganz rund danach.
Auf dem Spielplatz zeig ich Robert, wie ich schon allein anschubsen kann! Und springen!
Na ja… ich bleib mit meiner Radlerhose am Gummisitz hängen und plumps!
„Aua!“ Aber der Rasen ist weich und Opa tröstet mich.
Abends im Zelt höre ich:
Rascheln Piep Flatter Blätter im Wind.
Es ist ganz still.
„Warum sind die Vögel so früh wach, Opa?“
„Weil sie die Sonne wecken müssen.“
„Warum geht die Sonne immer da auf?“
„Weil sich die Erde dreht wie ein Karussell.“
„Warum gibt’s so viele Campingplätze?“
„Weil viele Menschen auch mal draußen schlafen wollen wie wir!“
Es regnet. Wir bleiben im Zelt. Robert erzählt Geschichten. Dann Frühstück: Milchbrötchen mit Rosinen, Banane und Capri-Sonne! Beim Abbau versuche ich, Heringe rauszuziehen. Zwei schaffe ich. Ich mach alle Klipse ab und falte die Stangen in die Tasche. Wir schauen, ob wir nix vergessen haben. Dann geht’s los! Erst runterrollen – Wuuuuiiiihhh! Dann hoch uff! Dann wieder runter, schnell wie der Wind!
Wir sehen einen Greifvogel.
„Ein Habicht!“, ruft Robert.
Der schwebt leise und sucht Futter für seine Babys.
An der Fulda ist’s kühl. Wir ziehen T-Shirts drüber. Opa schiebt mich nochmal. 20 km/h! Hui!
Nur kurz Pause – Pipi! Dann, 2 km vorm Kindergarten, Gummibärchenpause. Mmmmhhh.
Ich zieh meine Radlerklamotten aus und Kindergarten-Sachen an.
Heute machen die „Wackelzähne“ (also ich auch!) einen Ausflug zur neuen Eisdiele! Ich erzähl allen, was ich erlebt hab.
Und wisst ihr was? Nächstes Jahr machen Robert, Marla und ich das wieder! Oder vielleicht sogar nochmal dieses Jahr… Ich freu mich RIESIG!

