

Heute ist der Tag, und doch fühlt er sich so unwirklich an. Seit Wochen, nein, seit Monaten trage ich dieses Gefühl in mir: eine Mischung aus Euphorie, tiefer Aufregung, pochender Unsicherheit und der traurigen Erkenntnis, dass es so unendlich lange dauert, bis alles Wirklichkeit wird. Die letzten Tage waren ein einziges Warten, ein nervöses Kreisen um die Sendungsverfolgung von DHL, ein ständiges Aktualisieren, fast so, als könnte ich den Paketboten damit beschleunigen. Und dann, heute Morgen, dieses unscheinbare Geräusch: ein Klappern am Briefkasten. Ich hielt den Atem an. Da lag es: das Päckchen. So klein und doch so schwer. So unscheinbar und doch so bedeutsam. Würde es mein Herz zum Leuchten bringen oder mich in tiefe Enttäuschung stürzen?
Meine Finger zitterten, als ich das Paket aufschnitt. Ich stellte mir tausend Fragen gleichzeitig: Stimmen die Farben des Covers? Habe ich die richtige Schrift gewählt? Riecht das Papier nach frischem Abenteuer oder nur nach Druckerei? Wie fühlt es sich an, dieses Buch, das so viele Stunden, Tränen, Hoffnungen und Zweifel in sich trägt? Ein Teil von mir hatte Angst, hineinzuschauen, und doch brannte alles in mir darauf, es endlich zu sehen. Und da war es: Freidurchatmen, mein Erstlingswerk, mein Traum in 430 Seiten. Ich hielt es in den Händen, strich über den Einband, roch an den Seiten, spürte das Gewicht – schwer und doch so leicht, als könnte es gleich davonfliegen.
Noch sind Online-Bestellungen nicht möglich, und ich ertappe mich dabei, wie ich fast sekündlich auf den Link warte, als würde sich damit eine neue Tür öffnen. Aber während die Welt noch ein paar Tage Geduld braucht, ist es jetzt schon möglich, ein signiertes Exemplar direkt bei mir in Lohfelden zu bestellen und abzuholen. Ein Stück Handwerk, ein Stück Seele, direkt von mir zu dir.
Die Gefühle in diesem Moment sind schwer in Worte zu fassen: Euphorie, ja, ein inneres Feuerwerk in bunten Farben. Aber auch Unsicherheit: Werden die Leserinnen und Leser begeistert sein? Werde ich diesem Werk gerecht? Und dazwischen die leise Traurigkeit, dass es so lange dauert, bis die große Bühne der Öffentlichkeit erreicht ist. Doch heute, genau jetzt, überwiegt die Freude. Ich habe es geschafft. Ich habe den Traum nicht nur geträumt, sondern ihn zu Papier gebracht.
Und während ich immer noch gespannt auf den finalen Online-Link warte, weiß ich: Der nächste Schritt ist Vermarktung. Fotos vom Auspacken, diese rohen Emotionen, die man nicht faken kann. Geschichten teilen, die von der Entstehung, von den Zweifeln und den Höhenflügen. Lokale Zeitungen anschreiben, die Mukoviszidose Selbsthilfe Kassel e. V. einbinden, Lesungen planen, in Buchhandlungen, vielleicht sogar auf einer Radroute unter freiem Himmel. All das liegt vor mir.
Heute aber zählt nur dieser eine Moment: Ich halte mein erstes Buch in den Händen. Und es fühlt sich an, als hätte ich die Welt für einen Augenblick angehalten, um sie mit einem einzigen Atemzug neu zu beginnen.