Unsere Reise begann früh am Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen nach der verregenten Nacht durch die Zeltplane auf unserem Campingplatz in Villach am See vielen. Nach einem spartanischen Frühstück machten wir uns auf den Weg – unsere Räder waren bereit für die nächste Etappe des Alpe-Adria-Radwegs. Nur wenige Kilometer hinter Villach erreichten wir das Gailtal, wo der Fluss Gail ruhig, klar und glitzernd dahinströmte. Die Landschaft war ein Traum, grüne Wiesen und dichter Wald, und wir fühlten uns sofort mit der Natur verbunden.
Als wir uns in den Wald vorwagten, wurden die Geräusche der Zivilisation leiser. Stattdessen umgab uns das Rauschen der Bäume, das Zwitschern der Vögel und der Duft von Moos und feuchtem Holz. Jeder Atemzug fühlte sich rein und erfrischend an. Der Radweg führte uns auf eine lange, sanfte Steigung, die uns tief in die Ruhe des Waldes eintauchen ließ.
Nach 24,5 Kilometern legten wir eine wohlverdiente Pause ein. Auf einer Bank am Wegesrand gönnten wir uns einen Wurstsalat, der überraschend viel mehr Gemüse als Wurst enthielt – eine angenehme Abwechslung, die unsere erschöpften Körper wieder stärkte.
Frisch gestärkt setzten wir unsere Fahrt fort und bald darauf erreichten wir die ersten Tunnels. Die Durchfahrten waren kühl und dunkel, fast mystisch. Man spürte förmlich die Jahrhunderte, die diese Felsen durchdrungen hatten. Doch trotz der Dunkelheit fühlten wir uns sicher, besonders als wir immer wieder Familien mit Kindern und Anhängern begegneten, die ebenfalls diesen wunderbaren Weg erkundeten.
Weiter ging es durch dichte Waldpassagen, in denen uns der Duft von Harz und Blättern begleitete. Es war so ruhig, dass man nur das sanfte Summen der Reifen auf dem Asphalt hörte. Kurz nachdem wir die Grenze zu Italien überschritten, machten wir Halt an einer kleinen Markthalle in Tavosio einem kleinen Bergdorf. Hier gab es alles, was „Mann und Frau“ nicht dringend brauchen – von bunten Tüchern bis zu handgefertigten Seifen. Wir gönnten uns eine Tasse Kaffee und herrliches Hausgemachtes Sahneeis dabei ließen wir die Umgebung auf uns wirken, während wir das geschäftige Treiben beobachteten.
Noch vor unserer Abfahrt am Morgen hatten wir in einer kleinen Herberge namens „All‘ Orso“ ein Zimmer gebucht. Schon auf der Fahrt waren wir gespannt, was uns dort erwarten würde, zumal die sprachliche Barriere durchaus eine Herausforderung darstellte. Doch die italienische Gastfreundschaft machte alle Bedenken überflüssig. Das Zimmer war typisch italienisch – schlicht, aber gemütlich, mit rustikalen Möbeln und einem großen Fenster, das den Blick auf die umliegenden Berge freigab.
Das Abendessen war auf 19.30 Uhr angesetzt, und obwohl es keine Möglichkeit gab, vorher eine Bestellung aufzugeben, freuten wir uns auf die Überraschung, die die Küche für uns bereithielt. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu, als wir uns an den Tisch setzten. Sie verschwand langsam hinter den Wolken und Bergen im Westen, und ihre letzten Strahlen tauchten den Himmel in ein leuchtendes Orange, während die Luft noch einmal ihre angenehme Wärme entfaltete – ein perfektes Finale für diesen Tag.
Nach dem Abendessen, das unsere Erwartungen übertraf, genossen wir den Abend Arm in Arm auf der Terrasse. Die Stille der Nacht, nur unterbrochen von leisen Gesprächen der anderen Gäste und dem sanften Rauschen des Windes in den Bäumen, war der perfekte Abschluss für einen Tag, der uns sowohl gefordert als auch zutiefst entspannt hatte. In diesem Moment fühlten wir uns vollkommen zufrieden und ließen die Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren, bevor wir uns schließlich zur Ruhe begaben.