AManchmal begegnet einem ein Buch, das nicht laut ruft, sondern still einlädt – und gerade deshalb lange nachklingt.
Dies ist ein solches Buch.
Es erzählt keine Heldensaga, kein Rennen gegen die Zeit. Es berichtet von einem Menschen, der sich aufmacht, das Leben wieder zu spüren – im Rhythmus der eigenen Pedale, im Wind auf der Haut, im Gespräch mit Fremden, die zu Wegbegleitern werden.
Robert Bayer ist nicht einfach losgefahren. Er ist losgelassen. Von alten Mustern, von starren Abläufen, vom Gefühl, nur zu funktionieren.
Was ihn zu dieser Reise motiviert hat? Eine Mischung aus innerer Unruhe und leiser Sehnsucht.
Die Entdeckung der EuroVelo 6 – ein kleiner grüner Wegweiser auf einer Radtour am Bodensee – wurde zum Ausgangspunkt einer Reise, die ihn von der französischen Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer führte. Durch elf Länder. Über 5.000 Kilometer. Aber eigentlich ging es nie um die Strecke. Es ging um das, was unterwegs geschah.
Robert suchte nicht nach Abenteuern im klassischen Sinn. Er suchte nach Begegnung. Nach echter Nähe.
Deshalb verzichtete er bewusst auf Zelt und Campingplatz – und entschied sich stattdessen für Herbergen, Gästezimmer, einfache Pensionen. Für Menschen. Für Geschichten. Für echtes Leben unterwegs.
Mit bemerkenswerter Offenheit erzählt er in diesem Buch nicht nur von atemberaubenden Landschaften und wechselnden Jahreszeiten, sondern auch von Zweifeln, von Umwegen, von Momenten der Erschöpfung. Und gerade darin liegt seine Stärke:
Diese Reise ist kein Instagram-Märchen, sondern eine Einladung zur Ehrlichkeit – gegenüber sich selbst, dem Leben und der Frage: Was will ich wirklich?
Entlang der Loire und der Donau, durch große Städte und abgelegene Dörfer, erlebt er ein Europa, das verbindet – durch Vielfalt, durch Gastfreundschaft, durch Gemeinsamkeit im Kleinen.
Er feiert seine Silberhochzeit in Istanbul, überquert die Bosporus-Brücke kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag – und isst einen Döner, den er sich sinnbildlich schon ganz am Anfang ausgemalt hat. Ein scheinbar banales Bild, das zu einem leuchtenden Ziel wurde:
Ein Symbol dafür, dass Träume, auch die einfachen, Kraft haben, uns in Bewegung zu setzen.
Diese Reise ist auch verbunden mit einem sozialen Anliegen. Schon im Jahr 1999 begegnete Robert bei einer Benefizveranstaltung erstmals der Krankheit Mukoviszidose – und den jungen Menschen, die mit ihr leben.
Diese Begegnung ließ ihn nicht mehr los. Seit dem Jahr 2012 unterstützt er die Mukoviszidose-Selbsthilfegruppe Kassel e.V. dauerhaft und aus tiefster Überzeugung.
Alle Leserinnen und Leser seiner Gute-Nacht-Geschichten auf seiner Webseite www.freidurchatmen.de wurden eingeladen, sich von den Texten berühren zu lassen – und, wenn sie möchten, mit einer Spende Hoffnung weiterzugeben.
Bis heute sind auf diese Weise über 15.000 Euro zusammengekommen.
Ein Impuls, den Robert mit großer Dankbarkeit und stillem Stolz ausgelöst hat – und der weiterleben soll.
Denn wie seine Reise selbst ist auch dieser Einsatz kein abgeschlossenes Kapitel, sondern ein fortlaufender Weg.
Das Buch, das du in den Händen hältst, ist mehr als ein Reisebericht.
Es ist ein Mutmacher für alle, die spüren, dass etwas in Bewegung kommen muss.
Es ist ein Dank an die Langsamkeit, die uns wieder hören, sehen und spüren lässt.
Und es ist ein Plädoyer für das Aufbrechen – nicht in erster Linie geografisch, sondern innerlich.
Robert Bayer hat etwas getan, das viele sich wünschen, aber nur wenige wagen: Er hat sich auf den Weg gemacht.
Und in jeder Pedalumdrehung, in jeder Begegnung, in jedem Zweifel hat er ein Stück seiner Geschichte gefunden – und jetzt mit uns geteilt.
Möge dieses Buch dich daran erinnern, was möglich ist, wenn wir loslassen, hinhören – und einfach losfahren.
Gute Reise beim Lesen.
