RO – 03.05.2014 Baia – Constantza (EV6)

Geschlafen habe ich wirklich gut. Die Mitarbeiterin in der Pension hat sich zusammen mit ihrer Kollegin alle Mühe gegeben. Das Rad packen und dabei auf der Veranda zwei leckere Kaffee trinken. Mit Milch hatte ich bestellt. Aber die gab es nicht. Dazu meine letzten Schokobrötchen. Ein guter Start in den noch kalten und diesigen Tag. Die ersten 3 Kilometer hatten es in sich. Nur Bergauf. Ich schwitzte schon und die Puste wurde immer weniger. Wenn das so weitergeht, na dann gute Nacht. Ich hatte das Höhenprofil nicht so in Erinnerung. Es ging stetig Bergauf. Steigungen und Abfahrten wiederholten sich das eine ums andere Mal.
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So wie gestern nur nicht so hoch. Gut das ich diese Herberge gestern gefunden habe. Kilometer weit nichts zum schlafen. Die 12° von heute Morgen wurden nicht mehr. Nach 8 Kilometer zog ich meine leichte Jacke an. Bei den Abfahrten wurde es mir immer recht kalt. Die Kälte ist bei einer Radreise immer das K.O. Kriterium. Schön warm bleiben ist da meine Devise. Nach nicht mal 15 Kilometern die erste Rast. Ein bisschen Sonne habe ich abbekommen. Das machte mir für heute Hoffnung. Das sollte aber nicht so eintreten. Nach meiner Pause begegnete mir der Sensenmann. Ein unglaublich komisches Gefühl. Langsam ging er vor mir, mich anlachen von links nach rechts über die Straße. Ich lächelte zurück, verkniff mir aber das winken. Er macht ja auch nur seinen Job und muss zu gegebener Zeit die Ernte einholen. Alles hat seine Erntezeit. Bei meiner zweiten Pause an einem Haus vor dem nächsten Dorf kam ich mit einer Frau ins Gespräch. Im Dunst erkannte ich eine komische Gestalt. Diese kippte zuerst aus einem Blecheimer kleine Steine auf einen Haufen. Nach wenigen Minuten kam die schwarz-graue, gebückt gehende Gestalt mit einer Schubkarre voller Pflastersteine an. Es schepperte nur so beim Abkippen der Ladung. Kein halbe Stunde später kam die, in Nebel fluchende Gestalt, mit einem Pferdefuhrwerk, voll mit Granitsteinen zu letzten Mal vorbei. Ein stöhnen war beim abladen zu hören. Ich fragte die Frau was das bedeuten soll. Sie sagte mir das sie eine „Freudige Dame“ war und die Steine auf denen ich sitze ein Zeichen Ihrer Tätigkeit im aktiven Berufsleben sind. Und die Steine im Garten fragte ich? Ja wir hier sind sehr arm. Meine drei Kinder kann ich nicht alleine großziehen. So habe ich mir Hilfe geholt. Meine erste Tochter arbeitet jetzt, auch in meinem Beruf in Dortmund und jeden Samstagmorgen kommen die Steine die Sie für uns verdient hat. Meine zweite Tochter ist in einer kleinen Stadt in Bayern und macht es genauso. Aber warum willst du denn so viele Steine unterbreche ich die gute Frau. Wir wollen hier ein Restaurant eröffnen um in Zukunft ein gemeinsames Auskommen hier auf diesem schönen Fleckchen Erde zu haben. Nun wollte ich aber auch noch wissen von wem der letzte häufen Steine ist? Der ist von meinem Kleinsten. Meinem Sohn. Er arbeitet in einem reliösem Staat der völlig von Rom umgeben ist. Er trägt den größten Teil zu unserer neuen Zukunft bei. Der Pferdewagen ist fast abgeladen. In den ersten Sonnenstrahlen erkenne ich zwei Pferdefüße und einen kleinen, am Ende behaarten Schwanz. Jetzt wird mir einiges klar. In Verbindung mit dem vorherigen Erlebnis mit dem Sensenmann mache ich mich schnell vom Acker. Die weiteren Kilometer zogen sich hin.
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An Weinbergen und riesigen Windrädern vorbei ging es beschwerlich voran. Wer erkennt wohl den Unterschied zu den deutschen Windrädern? Es kam zum Mittag ein leichter Wind auf. Eben so, wie jeden Tag. Wo bleibt mein Gefälle nach Constantza? Die letzten 15 Kilometer rein in die Stadt sind fürchterlich.
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Immer auf einer sehr viel befahrenen Vierspurigen Straße entlang. Das erfordert viel Konzentration und Kraft. Vor Constantza mache ich eine letzte Pause. Wieder ohne Sonne. Das trübe Wetter ist im übrigen gut für meinen Sonnenbrand. Ich steuere zu erst das IBIS Hotel an. Ein Zimmer ist frei und auch das Rad kann sicher untergestellt werden. Mit dem Zimmerschlüssel. In der Tasche geht es erste einmal zum Schwarzen Meer runter.
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Vom Hotel oben kann ich die Promenade schon sehen. Ich rolle durch die unansehnliche Altstadt hinunter. Das obligatorische Fotos lasse ich von drei Italiener schießen. Ziel erreicht! Jetzt noch an der Promenade, die im übrigen fast nur von Italienern bewirtschaftet wird, lecker Fisch essen und ein Bier zur Belohnung. Die Sonne kommt heraus und das Mittagsmahl schmeckt super gut. Auf dem Rückweg treffe ich noch einen Schweizer. Wir sprechen uns fast gleichzeitig an. Er ist braungebrannt. Der Donauradweg war in diesem Jahr sein Ziel. Heute ist er fertig damit. Morgen fährt er mit einem Kreuzfahrtschiff über Varna und Istanbul nach Italien. 5 Tage entspannt er an Bord und Radelt dann von Italien mit seinem E-bike nach Hause. Er wohnt in einem Hotel in der Altstadt. Hauptsache die Wäsche ist sauber! Sagt Gerry mit einem schmunzeln.
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Heute morgen als er Frühstückte, so sagt er, kamen etwa 10 Damen von der Nachtschicht nach Hause. Er meinte so ist es wenigstens in der Nacht still im Hotel. Wir wünschen uns alles Gute und radeln auseinander. Von Constantza habe ich mir mehr versprochen.
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Morgen radle ich nach Bulgarien. Fünf Tagesetappen habe ich geplant. Mal schauen ob es klappt.

6 Antworten zu “RO – 03.05.2014 Baia – Constantza (EV6)”

  1. Hallo Robert, ich bin heute nur 30 km Rad gefahren, ich möchte mir mal vorstellen wie sich mein Popo nach einer deiner Tagesetappen anfühlt? !? Mögest Du durch schöne Landschaft und nette Leute entschädigt sein, liebe Grüße Ines

    • Hallo Ines,

      Im Internet sind wir ja unter uns. Also mein Popo fühlt sich nach 80 KM an wie ein ganz feuchter Händedruck. Mehr wolltest du ja nicht wissen – oder?
      Viel Spaß bei deiner nächsten Tour.
      Mein Vorschlag mal hoch zum Torfhaus.
      Wünsche dir beim radeln immer ein Lächeln auf den Lippen.

      Robert

  2. Hallo, Robert,
    nur gut, dass Du dem Sensenmann aus dem Weg gegangen bist.
    Wir denken an Dich und fiebern mit Dir dem Bosporus entgegen.
    Pass weiter gut auf Dich auf!

    LG Anita und Jörg

    • Hallo Anita, hallo Jörg
      Ich habe leider kein Foto vom Sensenmann, jedoch dein Video!
      Es wird nach meiner Rückkehr noch eingestellt. Danke für die lieben Wünsche. Freut euch schon mal mit mir. Robert

  3. Da bin ich froh dass du am Meer bist. ..welche kulinarische Köstlichkeit dich wohl heute abend erwartet? ?? Bin gespannt. ..wie der Krimi weiter geht. …lg michaela

    • Hallo. Michaela,

      Es war schon eine schönes Gefühl am Meer angekommen zu sein. Mein Mittagessen habe ich in der Sonne bei einem Bier genossen. Freue mich dich auf den Rest der Tour unterhalten zu dürfen. Liebe Grüße – Robert

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