Meine Herberge von gestern sah von außen aus wie ein Hotel. Die Dame an der Rezeption passte da gar nicht hin. Hier im katholischen Polen hat der Heilige Georg doch glatt vergessen diesen Drachen zu töten. Kein Lächeln im Gesicht, eine versteinerte Miene zum fürchten und auch sonst von Freundlichkeit keinen Schimmer. Über den Zimmerpreis konnte ich ja noch verhandeln. 10 Zloty weniger hat sie mir angeboten. Das sind mal gerade € 2.50. Dafür dürfte ich auch meine 6 Taschen in den zweiten Stock tragen. Das Zimmer war am Ende das langen Flurs. Was habe ich vor mich hingemeckert. Das Treppensteigen tat mir gar nicht gut und schmerzt schon sehr.
Bis kurz vor Danzig ging es immer an der gut befahrenen Straße entlang. In einem kleinen Ort machte ich meine kleine Mittagspause. Dabei fand ich im Indernett eine kleine Straße schon ziemlich nah an der Küste. Da will ich hin. Weis der Geier warum ich nochmal bei den Mitarbeitern nachgefragt habe. Die Straße endet an einem Fluß. Keine Brücke, keine Fähre. Das hätte für mich mal locker 30 KM mehr Strecke bedeutet. Also wieder Plan A. Es war nicht immer einfach an der Straße entlang zu fahren. Der Duft der Rapsfelder wechselte sich fortwährend mit den Abgasen der alten Linienbusse und der LKW’S ab. Wir in Kassel fahren mit den neuen und modernen polnischen Bussen von Solaris und hier werden unsere alten Busse aus den 70 er Jahren gefahren. Gegen halb zwei war ich am Stadtrand von Danzig angekommen. Die Abgase der Petrolfabriken benebelten mich. Nur noch etwa 10 KM bis ins Zentrum. Die Radwege sind hier gut ausgebaut. Ich fuhr durch einen Tunnel für Fußgänger und Radler. So etwas grosartiges uns modernes habe ich vorher noch nicht gesehen. Der Weg brachte mich geradewegs in die Altstadt. Dort habe ich auch ein Priatenschiff entdeckt auf dem mein Sohn so vor etwa 10 Jahren mit einem Freund auch schon mal gefahren ist. Das Wetter ist heute königlich. Also wie nur für mich gemacht. Ich genoss die volle Altstadt mit ihren tausenden von Touristen. Gefühlte 20 Guides kamen mit ihren Tourigrüppchen an meinem Mittagstisch vorbei. Ich musste immer schmunzeln wenn die Guides das Gebäude hinter mir erklärten aber die Männer in der Gruppe mein Fahrrad musterten. „Don’t touch“ sage ich zweimal halblaut. Und schon waren die Hände von Tacho weg. Mein Ziel ist heute einer der Campingplätze im Westen von Danzig. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich kam fast bis an die Küste gut vorran. Ca 2 KM vorher bin ich mal falsch abgebogen. An der riesigen Autoschlange kam ich nur sehr langsam voran. Der Knaller war dann ja die Promenade mit ihrer weiten Brücke in die Ostsee hinein. Da wollten die doch glatt 5 Zloty Eintritt für haben. Nicht mit mir. In Ahlbeck bekomme ich das gratis. Und diesen Moment werde ich in ein paar Tagen schon genießen können. Kurz darauf habe ich meinen heutigen CP gefunden. Mit meinem Zelt bin ich alleine auf der Wiese. Mein ca 50 Meter entfernter Nachtbar kommt aus Finnland. Da will ich auch noch hin. Das ist aber eine andere Geschichte. Heute genieße ich noch die letzten Sonnenstrahlen mit einem typischen Dosenbier von hier. Wo ich morgen schlafen werde kann ich noch nicht sagen. Ich weiß nur das es kaum mehr Steigungen gibt und die nahe Heimat zu Höchstleistungen anspornt. Bis morgen in alter Frische.
4 Antworten zu “PL – 11.05.2015 Elblag nach Zoppot (Ostsee)”
Ach das hört sich schon toll an. Wünsch dir weiterhin eine gute Fahrt mit ordentlich Wind im Rücken und vielen Dank für meine tägliche Gute-Nacht-Geschichte.
Anette
Hallo Anette,
Das mit dem Rückenwind wird nichts mehr auf der Tour. Bin Morgen schon Zuhause.
Schön das du dabei warst.
Robert
Du hast es grad echt schön. ..Danzig bei Sonnenschein. .was will Fahrrad Fahrer mehr?
Hallo Michaela
Ich sage nur wenn Engel reisen!!
Hoffe jetzt auf eine trockene Nacht und morgen auf Schiebewind.
Bis bald – Robert