TR – 13.05.2014 Silivri – Istanbul Bosporusbrücke

Nach einer guten Nacht und einem ebenso gutem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein auf der Dachterrasse im 8. Stock des „Parkhotel’s“ ging es nach nur 45 Minuten später bei leichtem Nieselregen weiter.
image

Wie schon Luis Trenker sagte „Der Berg ruft“. Bis zur vielbefahrenen Straße bin ich gerollt. Danach glatte zwei Kilometer hochgeschoben. War ja aus den Erfahrungen von gestern klar. Oben angekommen sah ich nur ca. 250 Meter von meinem gestrigen Wendepunkt vier Hotels.
image

Gut das der Herr Allah meine Gedanken nicht lesen kann. Weitere sechs Kilometer bin ich auf einer Schotterpiste, sie war hier der Seitenstreifen, weitergefahren. Später war der Seitenstreifen nur noch so breit wie der weiße Strich der Fahrbahnbegrenzung. Nach 10 KM, als mich ein vorbei rasender LKW durch den Fahrtwind verdammt nah an sich ranzog und ich schlingerte war klar das jetzt nach einer Ausweichstecke gesucht wird.
image

Hätte ich mal 10€ in eine Straßenkarte investiert. Das Mittelmeer war immer rechts von mir und Google zeigte mir gestern noch eine Straße. Die zu finden, war am Anfang nicht leicht. Durch drei Dörfer bin ich gerollt und habe sie nicht gefunden. Mehrmals musste ich wieder zurück. So ein Mist. Endlich gefunden. Bisher bin ich 15 KM Umweg gefahren. Ich radelte, wie schon die letzten Tage, rauf und runter. Die Sonne kam gegen Mittag mit ihrer vollen Kraft. In einem sehr schönen und sauberen Vorort von Istanbul machte ich eine Kaffeepause. Der Wirt sprach Deutsch und wir redeten lange über alles auf der Welt und meine Tour. Nach 15 Minuten kam auch noch ein türkischer Kaffee und das obligatorische Erinnerungsfoto. Bezahlen brauchte ich nichts. Er erklärte mir noch die nächsten Kilometer und warnte mich vor zwei Bergen die es in sich haben. Alles was er sagte stimmte.
image

Nach drei Kilometern eine Steigung. So etwas hatte ich auf den viele Tausend Kilometern keine drei Mal. Pitschenassgeschwitzt kam ich oben an. Erst mal einen Internetzugang finden und den Standort ermitteln. Boahh 2 KM vom Weg abgekommen. Meine Straße ging unten lang. Bei Burger King machte ich eine kleine Mittagspause. Danach ging es auf die gehasste D 100 zurück. Diesen Engpass, so war mir klar und auch von Mehmed, dem Wirt, vorhergesagt musste ich nehmen. Vor mir zwei Radler. Einer mit Reisegepäck, der andere mit einem Rennrad. Sofort trafen wir uns auf dem Seitenstreifen und besprachen unsere weitere Tour. Der Rennradfahrer war Sekhan und der Guide von Chris. Chris ist in Kalifornien geboren und lebt jetzt in Holland. Und ich habe die passenden Klamotten für Ihn an.
image

image

Er fährt wie ein Henker auf seinem klapprigen Rad. Die Steigungen hoch geht er aus dem Sattel und tritt in die Pedale wie vom Teufel verfolgt. Das Tempo schaffte ich auch, aber nur, weil es mal bergab ging, 8 KM lang. Dann trennten sich unsere Wege, nicht ohne ein Foto. Die beiden und den gefährlichen Weg auf der Autobahn habe ich auch auf Video. Tolle Szenen sind dabei. Sicherlich kein Imagefilm über das Radfahrer in Istanbul. Ich musste am Flughafen rechts abbiegen. Die beiden rasten links weiter. Jetzt wurde die Fahrt angenehm, wenn die Sonne nicht so geknallt hätte. Der Kennedy Cd. war schnell gefunden. Neben Ihm war die Promenade. Mehmed sagte ich sollte auf ihr fahren. Ein guter Mann. Ich rollte immer gerade aus am Wasser lang. Bei zwei Türkischen Radlern machte ich wieder Pause. Meinen Tee und das Wasser brauchte ich wieder nicht zu bezahlen. Der eine wollte mit meinem Rad fahren. Klar doch gerne. Die 45 KG hätten ihn fast umgehauen. Rennradfahrer eben! Auch die beiden schüttelten den Kopf als ich die Brücke ansprach.
image

Laut „Robert“ rufend kam der Chris vorbeigerast. An das Anhalten denkt der Raser nicht. Was ist der für einen Umweg gefahren um hier her zu kommen. Minimal einmal im Norden am Airport vorbei und dann wieder in Richtung Süden. Verrückt. Bei dieser Hitze und dem Verkehr. Die Bosporusbrücke ist zum Greifen nah und doch noch mindestens 20 KM entfernt. Da, da vorne ist sie. Für mich ein aufregender Moment. Das erste Foto, es wird nicht das letzte bleiben. Schaffe ich die Überquerung der Meerenge über Sie? Alles ist jetzt noch offen. An den vielen Fähranlegern vorbei und jetzt wieder die meiste Zeit auf der Straße ging es weiter. Die erste Brücke könnte ich gut mit den vielen Touristen und einheimische Überqueren. Jetzt noch so gute fünf Kilometer dann kommt der letzte Berg vor der Brücke. Abzweigung gefunden und mal wieder Schweißtreibend hoch schieben.
image

Mittlerweile fast 90 KM geradelt. Nur noch fünf Kilometer und die 5000 Kilometer sind voll. Den Stau auf der Brücke könnte ich schon von weitem sehen. Das war gut so. Meine Strategie ging auf. Nochmals einen Hügel runter und dann auf den Zubringer zur Brücke. Verbotsschilder gab es für vieles am Anfang zu sehen. Aber nicht für fröhliche Radler mit einem Schuß Galgenhumor. In der Mitte der Fahrbahnen standen Uhren- und Bananenverkäufer die meinten mich zurück rufen zu können. Da sie keine Uniform anhatten und ich sie nicht verstanden habe radlete ich rechts am Stau auf dem breiten Seitenstreifen vorbei. Jetzt kommt die erste kritische Kontrollstelle. In der Fahrbahnmitte steht immer ein Polizeiwagen. Ich sehe ihn schon 200 Meter vorher. Liebe Beamte ich muß jetzt nach rechts schauen, denn von hier mündet eine neue Spur ein. Solltet Ihr was rufen kann ich es bei dem Lärm nicht hören und hinsehen werde ich zu euch nicht. Never! Never! Never! Alles geht gut. Verfolgen können sie mich nicht. Der Verkehr steht ja. Kein durchkommen der Polizei an dieser Stelle. Mein ausgeguckter Seitenstreifen ist vor mir. Das Adrenalin steigt an. Ich kann nicht mehr denken. Die Brücke ist in der Mitte 69 Meter hoch. Der schmale Weg ca 2 Meter breit. Mit Gegenverkehr brauche ich nicht zu rechnen. Also immer schön links fahren. In der Mitte halte ich an. Die Brücke wippt und wippt und wippt.
image

Auf meinem vollgefederten Rad habe ich es beim fahren nicht gemerkt. Jetzt zittern meine Knie. Ganz langsam, bewusst und tief www.freidurchatmen.de. Ruhig bleiben. Die Fotos schießen, die Kamera mal kreisen lassen und langsam weiter. Ich will diesen Moment so lange wie nur möglich auf mich wirken lassen. Jetzt geht es bergab. Ich bremse dabei. Diesen Moment will ich lange wirken lassen. Am anderen Ende wartet die letzte Herausforderung. Wird mich der Wächter anhalten, verwarnen oder gar bestrafen. Da kommt der in Blau gekleidete Herr schon auf mich zu. Seine Handbewegung signalisiert Anhalten. Er spricht nur Türkisch, ich nicht. Lächelnd sagt er „GO“. GESCHAFFT!!! Ich bin in Asien.
image

Erleichtert radle ich weiter und mache noch ein paar Bilder und eine Panoramaaufnahne mit der Camera. Die letzte Steckenentscheidung für heute. Bergauf in Richtung Süden oder Bergan in Richtung Norden. Was glaubt ihr? Bergauf für heute und diese Tour das letzte mal. Nach weiteren sechs Kilometern schieße ich vor dem Kutter „Taschkent“, sichtlich erleichtert und überglücklich, für heute das letzte Foto von mir und der Bosporusbrücke.
image

Eine Herberge ist auch bald gefunden. Nur für die treuen Leser die auch für die Mukoviszidose Selbsthilfegruppe e.V. in Kassel gespendet habe gibt es morgen mehr. Danke bis hierher für euer dabeisein.

14 Antworten zu “TR – 13.05.2014 Silivri – Istanbul Bosporusbrücke”

    • Hallo Mary und Pit

      Die Brücke wartet auf euch!
      Haltet durch und fahrt nicht so spät im Jahr los. Die Temperaturen schwanken mächtig.
      Allzeit ein entspanntes Lächeln auf euren Lippen.
      Robert

  1. Hallo Robert, da hast du uns alle überrascht. Konntest es nicht mehr aushalten und bist früher als geplant nach Asien rüber! Siehst glücklich aus.Schöne Zeit in Istanbul.

    Günter

  2. Hallo, Robert,
    es ist mitten in der Nacht und ich kann nicht schlafen. So habe ich Deinen super Bericht gelesen und freue mich, daß Du Dein Ziel so schön erreicht hast.
    Ich gratuliere Dir ganz herzlich!!
    Viele Grüße-Dagmar

  3. Hey Robert,du bist ein Held, ich drück dich aus der Ferne, es ist echt toll toll toll was du geschafft hast, mögest du alle Momente des Erfolges lange genießen können, Liebe Grüße Ines

  4. Roberto- ich kann es kaum glauben und habe trotzdem gewusst, dass Du es schaffen wirst! Ich bin aufrichtig beeindruckt…..und freue mich sehr, dass Du immer noch ein freier Mann bist 😉
    Herzlichen Glückwunsch!!!

    • Hallo Bettina,
      Du weist ja ich bin abergläubig.
      Dein Beruf und deine zeitweilige Haarfarbe lassen tief blicken. Ich sage nur 30. April Party auf dem Brocken. Wenn du das schon im Vorhinein wusstest… was soll ich sagen. Auch ein Vogel im Käfig ist irgendwann frei. Ich denke positiv und eigensinnig.

      Bis bald und mit einem glücklichen Zwinkern – Robert

    • Hallo Michaela

      Freue mich das du so lange dabei warst und durchgehalten hast. Möchte gerne deinen Schweiß und die Anstrengung beim lesen gegen den heutigen meinen Schweiß tauschen.

      Bis bald – Robert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Unterstütze uns mit deiner Spende

Kontoinhaber: Mukoviszidose Selbsthilfe e.V. Kassel
Sparkasse Waldeck-Frankenberg

IBAN: DE85 5235 0005 0000 1356 08
BIC: HELADEF1KOR

Verwendungszweck UNBEDINGT angeben: Freidurchatmen + Name des Einzahlers