TR – 12.05.2014 Lüleburgaz – Silivri

Ich selbst habe es nicht gemerkt. Ein freundlicher und an meinem Rad interessierter junger Mann hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ein Zahn fehlte mir. Da habe ich mich irgendwo zu sehr reingebissen. Blitze blank waren alle gewesen. In der Sonne haben sie gestrahlt. Und jetzt so was. Auf den letzten 100 Kilometern. Schön sieht es ja nicht aus. Es beeinträchtigt den Rest der Strecke auch nicht sehr. An meinem großen Vorderen Ritzel habe ich einen Zahn verloren. Es ist wahrscheinlich passiert als ich mich, schon traumatisiert von der Sonne und den Bergen, verschaltet habe. Gut, das es nicht einer der meinen war! Mit 85 KM habe ich heute kalkuliert.

Gute 100 KM sind es dann doch noch geworden. Die Hotelsuche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Ich bin doch glatt an dem einzigen, in der Nähe des Hafens, vorbeigefahren. Unterkünfte finde ich oft an den Ein- und Ausfahrtsstraßen der Städte oder Dörfer. Heute war es nicht so. Ich schob fast 90 Minuten immer Bergauf durch die Stadt. Antworten auf die Frage nach einem Hotel oder einer Pension bekam ich nur auf Türkisch. Zu guter letzt hatte ich nur noch zwei Möglichkeiten. Weiter ins ungewisse in Richtung Istanbul oder den Berg wieder runter und nochmals viele andere fragen. Ich kehrte um und rollte langsam den ganzen Berg hinunter. Ungefähr 300 Meter vor dem Hotel fragte ich, schon genervt und mit hochroten Gesicht drei junge Menschen nach einer Unterkunft. Einer sagte doch glatt. Geradeaus noch eine Minute, dort ist das Parkhotel. Klasse. Da bin ich schon vorbeigefahren beim reinkommen. Habe es nicht gesehen. Was soll’s. Jetzt muss nur noch ein Zimmer frei sein! Sie hatten noch Zimmer und auch mein Rad wurde vom Concierge geparkt und gut verschlossen.
Gestern hatte ich auch eine Radlertruppe an einer Tankstelle getroffen. Das Gespräch war sehr interessant. Die Jungen wollten alles über die Reise wissen und interessierten sich am meisten für mein schweres Schloss. Der Leader machte unter Applaus eine Runde um die Tanksäule. Er wollte das Rad mal so locker anheben. Denkste. Bei dem Gewicht von fast 45 KG ging er in die Knie.
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Ein anderer Mitarbeiter einer Tankstelle zeigt mir stolz seine Hundeabwehrmaßnahme. Beachtet das Teil an seiner Gabel.
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Heute morgen kam ich gut aus der Stadt hinaus. Die auf’s und ab’s machten mir schon keinen Kummer mehr. Fest im Kopf „Nur noch 200KM“. Am morgen lagen links und rechts neben mir große Getreidefelder. Zwischendurch mal ein kleiner Bauernhof.
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So etwa ab der Mitte meines Weges tauchten dann die großen Fabriken auf. „Textil“ war auf vielen Schildern zu lesen. Von hier kommen also die Stoffe und die Klamotten die wir Zuhause für teures Geld einkaufen. Auffallend war das dort überall Busse standen. Keine Reisebusse, vielmehr die Busse mit denen die Mitarbeiter/innen zu Arbeit und nach Hause gebracht werden. Nebenan war auch die ein oder andere Chemische Fabrik angesiedelt. Produktion „just in time“ und Vorort. Genial gelöst.
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Die endlos sich dahinziehende Straße D 100 hasste ich so ab Mittag. Kein Schatten und der Seitenstreifen war zum Teil mit Glasscheiben übersät oder derart verschmutzt das ich immer öfter auf die Fahrbahn ausweichen musste. Alle 10 KM machte ich eine Pause im Schatten einer Tankstelle. Als ich heute zum ersten Mal rechts von mir das Mittelmeer sah, versuchte ich eine Ufer nahe Straße zu finden. Das ging 5 KM auf einer Löcherpiste gut. Dann war ich wieder auf der Bundesstraße. Mir Genußradeln hat es ab jetzt nichts mehr zu tun. Nur noch Strecke machen und die Bosporusbrücke erreichen.
Beim Abendessen lernte ich einen freundlichen Türken kennen der sich gut und gerne mit mir unterhielt. So war die Essensbestellung heute kein Problem und ich wurde auch satt. Ich erzählte ihm von meinem Ziel und er fragte doch gleich die beiden Polizisten am Nebentisch ob das den auch erlaubt ist da drüber mit dem Rad zu fahren. Ich hoffe mal die beiden behalten das für sich.
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Er gab mir noch den Tip in der Nacht zu fahren. Das Panorama ist dann so schön beleuchtet. Will ich das? Morgen wisst ihr und auch ich mehr. Der Countdown läuft.

6 Antworten zu “TR – 12.05.2014 Lüleburgaz – Silivri”

  1. Mmmmmmmhhhhhh, das sieht ja nach einer gerechten Belohnung für die Strapazen aus. Wünsche dir, dass du deine restlichen Zähne noch am Rad und vor allem im Mund hast, wenn du dein großes Ziel hoch über dem Bosporus erreicht hast… Wir drücken dir die Daumen!

    • Hallo liebe Wiegands.
      Schön das ihr so lange dabei gewesen seit. Bin gesund und glücklich heute angekommen. Euer Daumendrücken war der Ansporn zum erreichen des Zieles. Danke dafür.
      Bis bald – Robert

  2. Wow – Du bist jetzt fast am Ziel! Wir drücken weiterhin fest die Daumen, dass die restlichen Zähne halten und dass die vielen Scherben keine Schaden anrichten! Alles Gute!
    Mary + Pit

    • Hallo an euch beiden.
      Die Schadens- und Pannenstatistik kommt morgen abend. Alles ging gut und ich bin Gesund. Es freut mich das Ihr dabei wart Bis bald einmal – Robert

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