Erst mein Wecker macht mich wach. Das stetige Tosen des Flusses hat mich gut schlafen lassen. Keine 25 Meter von mit entfernt stürzen die Wassermassen in die Tiefe. An den Felsen bricht sich das Wasser und verursacht so den schäumenden laut. Die Hütte nebenan ist den Anglern zum bearbeiten ihrer geangelten Fische vorbehalten. Unter dem Dachvorsprung hängt eine alte, metallene, verrostete Waage. Diese schaukelt im Wind und verursacht ein lautes gleichmäßiges quietschen.
Ein Angler nimmt seinen heute morgen schon gefangenen Lachs aus und bereitet ihn zum einfrieren vor. Hier stehen 10 Tiefkühltruhen in drei Hütten herum. Die Angler lagern hier ihren gefangenen Fisch bis zur Heimreise. Wieviele und welch schwere Lachse und andere Fische wurden hier schon als Trophäe letztmalig aufgehangen?
Ich kenne Lachse aus meiner Zeit als Koch bis zu einer Größe von 6 KG. Die Bilder an dem Wänden der Gaststätte hier zeigen prächtige Exemplare bis 14 KG und eine Lange von 120 cm. Einige Raben krähen in der Ferne. Nicht weit von hier muss ein Vogelnest sein. Die Jungvögel schreien nach Futter. Meine alten bekannten sind auch schon da. An drei Stellen an mir haben sie ihren Hunger zum Frühstück schon gestillt. Diese Stille ist an diesem Platz einmalig. Das Orakel der Fischer hier auf dem Platz sagt. „Wenn du heute einen Lachs angelst und ihn wieder in den Fluss wirfst und er davon schwimmt, spielen Portugal und Deutschland um den EM Titel“. Soll ich mir jetzt einen Angel kaufen und fischen gehen? Heute habe ich bis Kirkenes drei groß Steigungen zu bewältigen. Entsprechend groß ist meine Motivation auf den Sattel zu steigen. Nach dem ersten Berg geht es gleich wieder am Kjølfjorden entlang. Mein Freund „Windi“ begleitet mich mal wieder von vorne. Bei den langen Abfahrten sind heute nur ca 35 km/h drin. Ohne Wind komme ich hier auf ca 60 km/h. Auch hier am Fjord sehe sich den Tidenhub. Ich schätze das es gut 1.50 Meter sind. Die Wellen auf dem Fjord schlagen kleine Schaumkrönchen. Das Zeichen das wir mindestens Windstärke 5 haben.
Am meisten nervt heute das dauernder wechseln der Jacke. Beim schieben und in der Sonne ist es mit zu warm, bei den Abfahrten und in den Pausen ist es schnell zu kalt. Luxusproblem – oder? Noch 15 km und mein zweiter Berg wartet auf mich. Mal schauen ob ich ihn bis dahin mental verarbeitet habe. Der Berg ist geschafft. Dank der schönen Blicke über den Fjord. So gegen 13.00 Uhr zieht sich der Himmel zu. Dunkle Wolken ziehen ganz schnell auf. Die ersten Regentropfen erwischen mich. Noch 15 KM bis zum CP. Links geht es ab zum Flughafen. Ich rolle schon mal hin und checke die Gegebenheiten. Mein Rad und das Gepäck kann ich am Sonntag schon einchecken. Klasse! So habe ich es mir vorgestellt. Der Flughafen erinnert mich an den Kassel international Airport. Hier ist zur Zeit auch nix los. Ich komme trocken am CP an. Sechs deutsche Motorrad Biker warten schon das die Rezeption öffnet. Die Dame ist schon unterwegs sagen sie mir. Ok. So warten wir eben gemeinsam. Nach 20 Min ist sie da. Freundlich sieht anders aus. Kein Fußball am Abend. Die Rezeption schließt um 19.00 Uhr. Danke schön!! Dann fahre ich eben weiter. Nur noch ein Mega Berg bis nach Kirkenes. Den schaffe ich heute auch noch. In Kirkenes angekommen suche ich mir die günstigste (das aller billigste) Zimmer im Ort. Hier bleibe ich bis Montagmorgen. Eventuelle treffe ich mich noch mit Radlerfreunden. Jetzt die Klamotten waschen und alles für den Rückflug organisieren. Habe ja noch zwei Arbeitstage dafür Zeit.