RO – 03.04.2013 Drobeta-Turn Severin nach Calafat

Immer wieder begegnete mir dieser Geruch. Hausbrand, Kohle, Äste, altes Heu, Reifen oder auch nur das Gras am Straßenrand. Alles wird hier an kleinen offenen Feuerstellen verbrannt. Es brennt nicht wirklich mit einer hellen, lodernden Flamme, vielmehr glimmt und raucht es vor sich hin. Schon aus einem Kilometer Entfernung ist es zu riechen. Es ist unangenehm in diesen Rauch hineinzufahren oder schnell hindurch zu fahren. Die Augen tränen. Dieser Geruch bleibt in den verschwitzten Klamotten kleben. Bei der nächsten Pausen ist er noch allgegenwärtig. Beim Überqueren der Eisenbahnschienen wurde ich von einem lauten Knall und blauem Nebel erschreckt. 20 Meter vor mir, auf der anderen Straßenseite ist einem LKW beim schnellen Überfahren der Schienen ein Reifen geplatzt. Die Gummiteile flogen durch die Luft. Nicht auszudenken, wenn so etwas auf einer der engen, von den LKW schnell befahrenen, Straßen neben mir passiert. Die Chance dafür ist groß. Die vielen Reifenteile erinnern mich immer wieder daran. Gänsehaut. Jedes Mal wenn ich die Hunde hab am Straßenrand stehen sehen, fing das Kopfkino an. Bleibt der oder die Hunde stehen? Interessieren sie sich für mich? Die Tiere sind meist klein. Einige wenige sind so groß, wie Schäferhunde. Rumänische Kampfhunde habe ich nur einen gesehen. In den Dörfern sind sie friedlich. Außerhalb an den Hütten abseits der Straße sind sie immer gleich mit mehreren anzutreffen. Plötzlich höre ich sie bellen. Sekunden später habe ich sie neben mir. Ich trete was die Beine und die Lunge hergeben. Die Hunde schaffen locker so 30 KMH. Ich auf gerader Straße auch! Immer 100 Meter mehr zu radeln, wenn sie abdrehen ist mein Ziel. Meine festen Wanderschuhe geben mir an den Zehen Schutz. Rede ich mir selbst ein. An die Wade werden sie nicht schnabben. Beim Kläffen kann ich die vier großen und vielen kleine Zähne im Maul sehen. Ich bin gegen Tollwut ausreichend geimpft. Das beruhigt mich ein wenig.
Um 12.25h bringt mich der Zug Nr R9136 von Calafat nach Craiova. Mit maximal 50KMH geht es voran. Dort umsteigen und um 15.52h mit dem Zug Nr IR1896 nach Bucuresti. Ankunft um 19.54h. Nur einmal umsteigen. Das hatte es jedoch in sich. Erstmal aus dem ersten Zug raus, zuerst die vier Taschen. Danach das Rad. Dabei hatte ich Hilfe. Welches Gleis? Bahnsteig 2. Toll kein Aufzug. Einmal die Treppen runter. Ganz einfach mit dem voll gefederten Rad. Dann wieder hoch. Auf dem Bahnsteig habe ich noch Zeit mich umzuschauen. Keine 50 Meter entfernt ein ebener Zugang. Zu spät gesehen. Bald kommt der nächste Zug. Nochmal www.freidurchatmen.de gleich kommt die nächste Anstrengung. Dieser Zug ist ein ganz moderner. In etwa so einer wie unsere privaten Regiobahnen. Von der Firma Siemens 2003 gebaut. Einsteigen ist hier ein Kinderspiel gewesen. Nicht zu vergleichen mit den anderen Zügen. Draußen regnet es immer noch stark. Links und rechts der Gleise sind die weiten Felder. Einige sind schon mit dem Wintergetreide bestellt und grünen schon. Die anderen liegen noch brach. Der Regen hat alles aufgeweicht. Schafe- und Rinderherden finden sich immer an den Gleisen wieder. Das Hupen der Lokomotive kündigt sie an. Ich dachte mein Abteil für mich alleine zu haben. Nach etwa einer Stunde entdecke ich eine Maus im Abteil. So schnell wie sie da war, ist sie auch wieder verschwunden. Im Zug ist es laut. Beim Überfahren der Gleisverbindungen rappelt es nur so. Immer der gleiche Takt. Hier, wo kaum Menschen sind, gibt es auch keinen Müll. In den Senken der Felder haben sich große “Seen“ gebildet. Der Regen heute Nacht hatte es in sich. Er war angekündigt. Muss der Niederschlag und der Wind immer gleich so extrem sein? Die nächste Ortschaft kommt bald. Woher ich das weiß? Der Müll nimmt zu. Gestern habe ich an der Straßen gemauerte Waschplätze gesehen. Dorthin bringen die Frauen mit ihren Kindern die Wäsche. Teils wird sie in Körben dahin gebracht, teils einfach auf dem Gepäckträger des Rades.
… Eine schon sehr alte Frau kommt mit einem Bollerwagen entgegen. Da ich hier den Berg hochschiebe kann ich diese Situation lange auf mich wirken lassen. Der Wagen ist sehr laut. Es klappert richtig. An dem Wagen gibt es keine Gummireifen mehr. Es rollt nur auf den verbliebenen Felgen. Bergab mag das ja noch so einigermaßen gehen. Doch wie bekommt sie später die nasse, schwere Wäsche den Berg, die 500 Meter, wieder hoch?…
Nach dem Umsteigen nehmen die Industriegebiete zu. Viele moderne Anlagen wurden entlang der Strecke hier gebaut. Der Schaffner ist ein ganz Genauer. Da ich an der falschen Tür eingestiegen bin, schickt er mich durch den engen Gang ins nächste Abteil. Ordnung muss sein. Er hat alles unter Kontrolle. Hier fühle ich mich sicher aufgehoben. In einer halben Stunde erreiche ich Bukarest. Der zweite große Teil meiner Reise geht hier ersteinmal wieder zu Ende.

Neue noch nicht eröffnete Autobahn

Neue noch nicht eröffnete Autobahn

Reste vom Autobahnbau

Reste vom Autobahnbau

So sehen sie alle aus...

So sehen sie alle aus…

8 Antworten zu “RO – 03.04.2013 Drobeta-Turn Severin nach Calafat”

  1. GESCHAFFT!!! Freut mich, dass du dein Teilziel gesund und ungebissen erreicht hast. Nur Schade, dass ich jetzt erst mal keine spannenden Gute-Nacht-Geschichten zu lesen habe. Wieviel Kilometer waren es denn insgesamt? Vielleicht sollte man die Spende diesmal um eine Gefahrenzulage erweitern 😉
    Liebe Grüße und lass dich zuhause erstmal verwöhnen,
    Anette

    • Liebe Anette,
      ich war auch froh, als ich wieder deutschen Boden betrat. Die Kilometeranzahl und die Spendensumme veröffentliche ich in den nächsten Tagen unter „Motivationstabelle“. Das mit der „Gefahrenzulage“ ist ein super Hinweis.
      Liebe Grüße auch an den Rest der Familie.
      Robert

  2. Hallo Robert,
    das glaube ich ,dass dir das alles sehr nahe geht.Es hört sich sehr depremierend an.Aber so kann man den eigenen Komfort auch wieder besser schätzen lernen.Wünsche dir eine gute Heimreise.
    bis bald,Susanne

    • Liebe Susanne,
      Danke für die Wünsche.
      Nur wer die Welt „erfährt“, kann über seine Erfahrungen berichten und diese beurteilen.
      Ich habe viel gelernt.
      Robert

  3. Robert, du hast wirklich durchgehalten. Vom Schnee gebeutelt, vom eisigen Wind gepeitscht und von Hunden gejagt. Komm gut nach Hause.
    In der Spendenbox sind z.Zt. € 15.–, Bis zur Überweisung wird noch weitergesammelt.

    Günter

    • Hallo Günter,
      im Sommer biete ich ein Survival-camp für die ganz Harten an… Möchtest du teilnehmen?
      Danke für das fleißige Weitersammeln, du weißt ja, dass die Spende gut angelegt ist.
      Robert

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