Am frühen Morgen quälen mich die täglichen Wadenkrämpfe. Aufstehen und eine Magnesiumpille einwerfen. Als ich mir Nachschub in einer französischen Apotheke besorgte, meinte die teilnahmslos da sitzende Mitarbeiterin “Eine am Tag reicht“. Bei mir nicht! Ich nehme eine am Morgen und eine am Abend. Viele Menschen bekommen ihr Gehalt einfach so weil sie da sind. Meine ich. Beim betreten der modernen Apotheke in der alten Stadt sitzen dem Eingang zwei Mitarbeiterinnen gegenüber. Zu welcher gehe ich? Hübsch war keine. So fiel dieser Filter schon mal weg. Also wer von euch beiden bewegt sich zuerst. Die hat verloren. Die Linke sagte “Bon Jour“ und hatte nach 4 Sekunden verloren. Ich fragte nach Magnesium und Sie verstand mich sofort. Glück gehabt. Drehte sich nach hinten um und legte eine Packung mit 45 Stück für 14€ auf den Tresen. „Gesalzene Preise“ denke ich. Sie sagt “Eine am Tag genügt“. Wem kann ich da noch trauen? Um 9h am Morgen starte ich bei 10c. Der Einstieg ist schnell gefunden. Das Hotel war nur 3 Km von der Route entfernt und es geht Bergab. Der Himmel ist noch bewölkt und ich bin auch nicht so richtig in Stimmung. Nach 10 Km wird mir kalt. Der, nur leichte Gegenwind, kühlt mich schnell aus. Heute sehe ich nur einen Reiher und der steigt wieder kurz vor mir auf. Die ersten Forsitzien verblühen schon wieder. Das erste leuchtende gelb wird vom frischen grün verdrängt. Doch die Natur erwacht überall. Alles wird grün. Die vielen Grüntöne lassen meine Stimmung steigen. Die Enten schwimmen schnatternd im Kanal. Sie haben, genauso wie die Raben, keine Angst vor den Menschen. Ich habe wieder ein neues Departement erreicht. Die Beschilderung ist anders gekennzeichnet. Auch sind die Wege hier besser in Schuss. Besancon zieht sich hin. Dort eine lange Pause und ein nahrhaftes Essen. Mit meinen Mahlzeizen habe ich heute geschlampt. Der Körper hat keine Kraft mehr. Heute fehlt mir die Motivation. Das ich die falsche Brücke in die Stadt genommen habe wird klar als ich die Steigung vor mir sehe. Ca. 800m bergauf hochschieben. Bergab geht ja nicht. Ich mache 4 mal Pause auf dieser Strecke. Ich schwitze nur vom Schieben. Jetzt in die Altstadt und einen Lebensmittelladen finden. Gegen 16h will ich weiter. Um 15h sind es in der Sonne gerade mal 14c. Der Himmel zieht sich wieder zu. Heute ist wieder Frauchen, Herrchen und Hundchen Tag. Am Nachmittag gehen alle gassi. Einige Jogger kann ich bei diesem Wind schon riechen bevor sie zu sehen sind. Sobald es nach Waschmittel und Weichspüler riecht, stelle ich mir die Frage: Kommt die Ariele oder der Meister Propper? Die Angler am Kanal werden im Laufe des Nachmittages mehr. Auch die ersten Deutschen sind mit ihren Zelten und ihren Wohnmobilen auch schon vertreten. Osterferien eben. Ein schwarzer BMW Kombi mit dem Kennzeichen KA -steht am Canal. Eine Batterie von 12 Angeln ragen vom Ufer aus in den Kanal. Drei mittelalte Männer in Ihren Tarnhosen und dicken Pullovern haben es sich gemütlich auf der anderen Seite des Radwegs eingerichtet. Ein Lagerfeuer brennt. Der Grill ist an. Ich sage “Grüß Gott“ nur einer versteht mich. Die drei sprechen kaum deutsch. Ich frage nach einem Bier. “Naaah nur Wodka“ wird mir geantwortet. Wenn ich davon einen trinke falle ich vom Sattel. Also nur noch das Nötigste plaudern und schnell weg von hier. So schnell kann die Fatamorgana an so einem sch….. Tag sich in Luft auflösen. Das fünfte Hotel nehme ich. An meinem Zielort bin ich schon lange vorbei. Ich bin hier in der tiefsten Provinz gelandet. Hier gibt es noch nicht einmal WIFI. Das Zimmer ist eine Zumutung. Heute gehe ich erst woanders essen und dann incl. einer Flasche Wein intus aufs Zimmer. Die freundliche Frau aus dem Hotel Nr. 4 hat mich dorthin geschickt. Die Küche macht um 19.30h auf. Will ich dann noch essen!? Morgen wird ein neuer, besserer Tag. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit suche ich nicht mehr nach geradelten Km aus. Die Daten der Strecke: 129 Km, 228 Hm und 8.10h im Sattel. Allen frohe, gesunde und glückliche Ostern.