Am ersten Reisetag gibt es eine Menge zu erzählen. Ich fange mal der Reihe nach an. „Sischer is Sischer“ deshalb das Rad, gebucht mit 23 Kilogramm schon mal am Vorabend zum Check in gebracht. Ok, die haben es gemerkt. Mit Karton hatte das Rad nun doch fast 30 Kilogramm. Ergo. Nochmal 50€ auf die Theke. Das andere Gepäck fein, kompakt und fest in die gute ARO Klarsichtfolie verpackt, war im grünen Bereich. Zusammen mit dem Parken, habe ja schon alleine 45 Min das Rad verpackt, und den 5€ Vorabendcheckingebühr bin ich 63 € losgeworden. Zum Vergleich: mein Flug kostet nur 56€!
Bequem und (fast) entspannt bin ich bei bewölktem Himmel und 14° in Bukarest gelandet. Das Rad war auch mit im Flieger. Es lag auf dem Caddy ganz unten und die anderen Koffer obendrauf. Ich bekam fast die Krise. Die Wartezeit am Kofferband diente mir zur Suche des Sperrgepäck Schalters. Diese Aktion, dauerte in der mit drei Kofferbänder bestückten Halle, nicht lange. Sperrgepäckschalter auch auf Nachfrage – Fehlanzeige. Das Rad wird einem persönlich gebracht. Toller Kundenorientierter Service!
Der Karton sah fürchterlich zerfleddert aus. Aber alles Heile. Ich habe Ihn gleich an einigen Stellen für eine evtl. Schadensmeldung aufgemacht. Entspannung. Jetzt geht der Zirkus aber erst los. Fahrt doch mal mit einem Karton von 2 Metern Breite durch die Schiebetüren. in Berlin Tegel ging das ohne Probleme. Hier sind die Türen zu schmal. Also immer so wie beim Ein- oder Ausparken: Einschlagen, raus und rein, einschlagen raus und rein, einschlagen, raus und rein. Das war erst die erste Tür. Drei weitere kamen noch. Jetzt zu einem Parkdeck in eine versteckte und ruhige Ecke um das Rad wieder Reisefertig zu machen und den nicht allzukleinen Karton zu entsorgen. Schnell und nah gefunden. Nach einer Minute waren schon zwei Airportangestellte bei mir. Nicht um zu meckern! Nein die haben mir geholfen. Karton kleinschneiden, Pedale anschrauben, Lenker gerade stellen und die Taschen auspacken. Alles wurde gemacht.
Da ich noch kein Geld gewechselt hatte haben sie auch noch 20 Min auf das Rad aufgepasst. Die beiden waren die Visitenkarte der Serviceorientierung für den heutigen Tag. Dieses Engagement war mir auch ein kleines Trinkgeld wert. Die Augen der beiden glänzten. Nach einem langen Händedruck und der Richtungsangabe zu meinem ersten Ziel ging es, wie geplant, los. Leider waren die ersten 20 KM mit der Karte auf dem Garmin eine Katastrophe. Über eine Stunde habe ich gebraucht um zu erkennen das mein Richtungspfeil so gute 800 m nördlich verläuft. Dann bin ich auch noch 4 KM in die falsche Richtung gefahren. Erstmal Pause.
Über Gradistea, Firbinti-Tärg ging es nach Cosereni. Durch unzählige Dörfer mit den typisch freundlichen Menschen, den Pferdewagen und auch den Hunden.
Ja im Dorf bellen die nur. Der erste, etwa 12 Jährige Junge der mir zurief wollte wissen wie viele Kilometer ich heute schon habe. Ich sagte 40 und er antwortete weiter auf deutsch:“Machs gut!“ Das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Laut GPS gibt es ab Dridu einen Weg nach Cosereni. Auf meiner Karte ist der aber nicht eingezeichnet. Ich finde an einem Stausee der leider auch nur zur Hälfte gefüllt ist ein Schild „Cosereni 8 KM“ zur Sicherheit frage ich noch zwei heranwachsende Jungs ob man diesen Weg auch mit dem Rad fahren kann. Sie antworteten im perfekten Deutsch mit „Ja“. Super 15 KM gespart. Macht in etwa die Strecke die ich schon zuviel hatte. Dieser Weg war eine Beton, Asphalt, Schotter und Löcherpiste. Sie ist in Deutschland zur auf Nato Truppenübungsplätzen zu finden. Egal. Die weiten Rapsfelder und der angenehme Geruch lassen das Slalomfahren angenehm sein.
Aber nur bis ca 3 KM vor Cosereni. Auf beiden Seiten des Weges wurde der Müll abgeladen. Unter anderem auch die Schlachtabfälle des Metzger. Ich habe mich fast übergeben. Die Tränen standen in meinen Augen. Ich hustete wie ein Kettenraucher. Es war die Hölle. Das muß nicht sein. Gerade erholt ging es nochmal los. Die Därme lagen halb auf dem Weg. Lohnte sich diese Abkürzung? Ich weiß es nicht. Jetzt sind es nur noch 7 Km bis nach Urziceni. Leider an einer viel befahrenen, vierspurigen Straße entlang. Die Autofahrer sind teilweise sehr rücksichtsvoll und Hupen wenn sie von hinten kommen. Da sie dabei auch noch winken und sich freuen denke ich, dass es nicht böse gemeint ist.
Die letzten Kilometer ziehen sich. Das schwere Rad macht sich bemerkbar. Im Ort gibt es ein Hotel, das habe ich im Internet herausgefunden. Aber mit 28€ recht teuer, so denke ich. Ich finde nur dieses und zahle dann gerne den Preis. Dusche, WC, Frühstück und WLAN Inklusive. Nebenan ist ein Lidl und ein Penny. Hier versorge ich mich mit Wasser und Wurst. Das Sortiment steht dem in Deutschland nicht nach. Der einzige Unterschied: In Deutschland sind mehr Kunden um 18 Uhr im Laden. Jetzt noch lecker im Hotel essen und dann die Beine hoch. Morgen gibt es keinen großen Ort und ich habe keine Ahnung wo ich schlafen werde. Um 07.30 Uhr will ich los. Heute so um die 70 KM immer leicht bergab. Bis morgen, vielleicht.
4 Antworten zu “RO – 28.04.2014 Bukarest – Urziceni (EV6)”
Hallo, Robert, es ist schön, schon jetzt von Dir zu lesen,und bedanke mich für den super Eintrag vom Sonntag und auch die Mail.Ich wünsche Dir ganz viel Glück,Spaß und Gesundheit für die Tour
Ich melde mich wieder
Grüße
Dagmar
Hallo Dagmar,
Für eine langjährige Freundin mache ich fast alles möglich. Bleibe dabei und lass dich in die Weiten Osteuropa hautnah entführen.
Bis bald – Robert
Robert du hast meinen vollen Respekt .Mit Spannung werde ich deine Etappen verfolgen.Ich freue mich jetzt schon auf deinen nächsten ausführlichen Bericht………. Denk daran: fette Kette und kleiner Ritzel
Moin, moin Holger.
Danke für deine Wertschätzung. Hoffentlich wir die Spannung für dich Unerträglich. Hast du schon mit deinen Steuerberater über die maximale Spendensumme gesprochen? Freue mich das du, so wie viele andere, dabei bleibst. Grüße an alle – Robert