D – Donau 23.05.2012 Lottstetten nach Donaueschingen

“Ich hätte nicht gedacht, dass 38 KM so laaaaang sein können!“ Das waren Martina`s Worte kurz bevor wir in Donaueschingen ankamen. Heute morgen um kurz nach 9.00h ging es los. In der Nacht hatte es kräftig geregnet. Um 7.00 h hatte ich nicht gedacht, dass wir vor 10.00 h loskommen. Die Wolken rissen auf, die Sonne kam hervor und wir konnten trocken starten. Schon nach 10 Km hatten wir den Rheinfall in Schaffhausen erreicht. Aus der Ferne war er schon zu hören. Mächtig stürzten sich die Wassermassen über die Felsen. Diese trotzten im Nebel fest den rauschenden Wassermassen. Eine Reisegruppe aus Indien wuselte herum. Alles, auch wirklich alles wurde fotografiert. Wir brauchten nicht um ein Foto bitten. Der Umgang mit meinem Fotoapparat musste nicht erst erklärt werden. Schon war das Foto, incl. der vom indischen Fotografen gewünschten Pose, fertig. Wie sagen die Werbestrategen: Inder Inside oder so. Im Hinterkopf habe ich auch den Spruch:“Wer hat’s erfunden?“ Weiter geht es den Berg wieder hoch in Richtung Schaffhausen. Oben angekommen genießen wir noch einmal ausgiebig bei einer Pause den Blick über die faszinierende Landschaft. Meine, nur grobe, Karte gibt den Weg in Richtung Bahnhof vor. Heute sehe ich das erste Schild mit dem Eurovelo 6 Zeichen. An der vielbefahrenen Straße geht es durch die Stadt zum Bahnhof. Unterwegs am türkisgrünen ruhigen Rhein finden wir ein Schild in Richtung Donaueschingen. Nur 38 Km. Eine neue Route, ein Schnäppchen, diese Abkürzung habe ich aus meinen Karten nicht herausgefunden. Da mir der Weg über Stein am Rhein am Bodensee entlang und über Radolfszell nach Singen von meiner Tour im letzten Jahr bekannt war, switche ich schnell um. Der Einstieg nach dem Bahnhof war schwer zu finden. Viele KM ging es auf einem schmalen Radweg, direkt an der viel befahrenen Straße in Richtung Norden entlang. Es ging stetig bergauf. Immer so um die 3 % Steigung. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht sehr angenehm und auch kräftezehrend. Wir erwarteten eigentlich immer das kühlende Gewitter. Endlich ging es von der Straße ab. Eine angenehme Schotterstraße entlang. Aus der Schweiz nach Deutschland und auch wieder zurück. Das wiederholte sich zwei mal. Bei unserer, am heutigen Tage, dritten Einreise in die Schweiz war es nicht mehr weit zum heutigen Tagesziel. Wir waren so auf 330 HM als wir ein Schild mit der Info “18% Steigung“ sahen. Es fehlte allerdings die Info wie lange sich die Steigung hinzieht!! Unendlich lange schoben wir die Räder nach oben. Alle 10 HM sagte ich Martina an. Bei 620 sagte sie nur leise zu mir “sei still“. Nach jedem Aufstieg kommt eine tolle Abfahrt. Wir radelten aber immer nur wenige Meter schnell nach unten. Dann ging es schon wieder nach oben. Immer nur nach oben. Eine Schweizerin fuhr mit ihrem Mofa lächelnd kurz von dem Anstiegsende an uns vorbei. Wir konnten das Grinsen nicht erwidern. Das der heutige Tag der schwerste sein wird wusste ich. Martina hatte ich nicht so sehr mit Infos versorgt. Das war auch gut so und ersparte mir eine Menge Diskussionen. Irgendwann ging es dann doch nach unten. Ich freute mich. Endlich einmal Schuss den Berg runter. So 70 kmh sollten schon drin sein. Denkste es ging in den Wald. Ein Schild “Starkes Gefälle – Achtung“ sollte uns bremsen. Auf einer unbefestigten Schotterstraße ging es zum Teil mit 16% Gefälle bergab. Nix mit rasen. Ab jetzt ging es gemächlich in Richtung Donaueschingen. Durch den Park fuhren wir in Richtung Innenstadt. Jetzt kam auch das von uns nur zu sehr erwartete Gewitter. Kurz vor unserem Hotel stellten wir uns unter. Es schüttete wie aus Eimern. Die Luft klarte auf. Im Hotel “Zur Linde“ wurden wir herzlich empfangen. Zum trocknen der Klamotten und Taschen wurden uns sogar extra Handtücher gereicht. Kurz vor unserem Zielort erblickten wir auf einer feuchten Wiese einen Storch. Da fällt mir doch gleich eine Geschichte meiner Tour durch Frankreich ein. Es war mein erster Reisetag. Die Obstpause am Vormittag machte ich an einer Lichtung. Dort standen massive Holzbänke und ein Holztisch. Ca. 10 Meter rechts vor mir war ein hoher Telefonmast mit einem Storchennest obenauf. Darin war ein Storch. Von unten sah er sehr müde aus. Ich rief so zu Spaß hoch “Komm doch runter und unterhalte dich mit mir!“ Der Storch beugte die Beine, breitete seine Flügel aus und segelte zu mir nach unten. Boaaah. Auf der gegenüberliegenden Bank setzte er sich nieder. “Ich bin Frau Adebar“ begann sie das Gespräch. Verblüfft sagte ich meinen Namen und bemerkte das sie sehr geschafft aussieht und ob es ihr gut gehe. “Ich hatte den Auftrag ein Baby auszuliefern. Ein sehr schönes sollte es sein und natürlich war es wieder im Ausland. So hatte ich in den letzten Tagen eine anstrengende Reise und einen noch anspruchsvolleren Auftrag zu erledigen.“ Wo warst du denn fragte ich neugierig. “Meine Reise führte mich nach Kassel. Ein ganz besonders liebes und schönes Baby hatte ich in Windeln gewickelt im Schnabel. Viele hundert Kilometer lang. Der Liefertermin hat sich um viele Stunden verzögert. Ich kreiste immer über der nordhessischen Klinik. Das macht müde. Als ich dann endlich das kleine Menschenkind an eine nette Hebamme und der Mutter aushändigen durfte hat sich auch keiner mehr um mich gekümmert. Daran sollten die Hebammen noch arbeiten. Völlig fertig, schlapp und hungrig bin ich danach wieder nach Hause geflogen. Na und so sieht ein Storch dann eben auch aus.“ Ich fragte noch wie das kleine Menschenkind den heisst. “Wiebke“ antwortete Frau Adebar und schwebte davon. Ich wünsche diesem kleinen nordhessischen Mädchen auf ihrem weiteren Lebensweg viel “Glück“ mit ihren Eltern. Martina hat heute eine stolze Leistung erbracht. Hochachtung und vielen Dank dafür. Morgen ist ein neuer Tag. Wir Machen es wie die Sonnenuhr und zählen nur die sonnigen Stunden. Heute haben wir 826 HM in 4.50h geschafft. Das ganze bei einer maximalen Steigung von 18% und auf einer Strecke von 59 KM.

Frau Adebar

Frau Adebar

Rheinfall

Rheinfall

Eine Antwort zu “D – Donau 23.05.2012 Lottstetten nach Donaueschingen”

  1. „So 70 kmh sollten schon drin sein. Denkste es ging in den Wald. Ein Schild “Starkes Gefälle – Achtung“ sollte uns bremsen. Auf einer unbefestigten Schotterstraße ging es zum Teil mit 16% Gefälle bergab. Nix mit rasen.“

    Man muss es sich nur trauen und das richtige Rad haben! 😉

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